Bild mit vier weiblichen Jugendlichen

Jung, weiblich und auf der Flucht

Im Jahr 2014 befanden sich laut Eurostat insgesamt 64.000 geflüchtete Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 17 Jahren mit unsicherem Aufenthaltsstatus in Deutschland. Die Zahlen für das Jahr 2015 dürften deutlich höher liegen. Ungefähr 44,5 Prozent davon sind Mädchen und junge Frauen. Auf ihre Situation will die Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit (BAG EJSA) anlässlich des Weltmädchentages am 11. Oktober aufmerksam machen.

Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit weist anlässlich des Weltmädchentages auf die Notwendigkeit von spezifischen Hilfen für geflüchtete Mädchen hin

Stuttgart, 09.10.2015: Im Jahr 2014 befanden sich laut Eurostat insgesamt 64.000 geflüchtete Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 17 Jahren mit unsicherem Aufenthaltsstatus in Deutschland. Die Zahlen für das Jahr 2015 dürften deutlich höher liegen. Ungefähr 44,5 Prozent davon sind Mädchen und junge Frauen. Auf ihre Situation will die Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit (BAG EJSA) anlässlich des Weltmädchentages am 11. Oktober aufmerksam machen.

Die Aufnahmeeinrichtungen und die Unterstützungsangebote für junge Geflüchtete sind sehr davon geprägt, dass eine große Zahl von jungen männlichen Flüchtlingen nach Deutschland kommt. Geflüchtete Mädchen und junge Frauen brauchen nach ihrer Ankunft hier in Deutschland jedoch einen besonderen Schutz und spezifische Hilfeangebote. Daher fordert die BAG EJSA, dass gezielt auf Mädchen und junge Frauen, die unbegleitet oder in Begleitung bzw. mit ihren Familien geflüchtet sind, ein Augenmerk gelegt wird. So kann verhindert werden, dass sie „unsichtbar“ werden.

Die begleiteten weiblichen Geflüchteten treten oft nicht in Erscheinung und sind unterversorgt, weil sie aufgrund ihrer traumatischen Erfahrungen bzw. von als extrem gefahrvoll empfundenen Situationen ( auch am Unterbringungsort) von ihren Angehörigen abgeschirmt und extrem „beschützt“ werden.

Für Mädchen müssen geschlechtshomogene (Schutz)Räume zugänglich sein, ihre Teilnahme an Angeboten für Mütter mit Kindern muss ermöglicht werden. Und sie müssen Angebote zur beruflichen Orientierung erhalten, die ihre Lebenssituation und Bildungsbedürfnisse berücksichtigen. Insgesamt muss eine Beratung und Begleitung durch gut qualifizierte weibliche Fachkräfte gewährleistet werden.

Zur Situation von geflüchteten Mädchen und jungen Frauen

Der weit überwiegende Teil der Mädchen auf der Flucht reist mit Familie ein und wohnt mit dieser in Gemeinschaftsunterkünften. Diese begleiteten weiblichen jungen Geflüchteten treten oft nicht in Erscheinung und sind unterversorgt. Häufig ist das Kindeswohl mehr als gefährdet. Sie finden in den Gemeinschaftsunterkünften keine für sie geschützten Räume und Rückzugsmöglichkeiten, um ihre Fluchterfahrungen und oftmals traumatisierenden Erlebnisse verarbeiten zu können. Zusätzlich sind sie sexuellen Übergriffen und sexueller Gewalt ausgesetzt. Neben den begleiteten Mädchen kommen ebenso Mädchen und junge Frauen ohne familiäre oder sonstige Begleitung nach Deutschland, einige von ihnen sind schwanger und haben gesundheitliche Probleme.

Zahlen

Zu jungen Geflüchteten bis zu 27 Jahren, für die die Jugendsozialarbeit zuständig ist, werden in den Statistiken keine belastbaren Zahlen abgebildet. Mit zunehmendem Alter steigt jedoch der Anteil der männlichen Geflüchteten deutlich. So gibt es nach Eurostat in der Gruppe der 18 bis 34 Jährigen mit unsicherem Aufenthaltsstatus nur noch 26000 (27%) weibliche und 71000 (73%) männliche Geflüchtete. Es kann daher gesagt werden, dass Einrichtungen und Angebote in vielen Fällen männlich dominiert sind (Quelle für die Zahlen: http://appsso.eurostat.ec.europa.eu/nui/show.do).

Weitere Informationen

Interviews mit geflüchteten Mädchen und ein Blick in die Praxis des Vereins für Internationale Jugendarbeit (vij) in Nürnberg finden Sie unter folgendem Link: http://www.vij-nuernberg.de/wohnheime/maedchen-wohngruppe-amali/aktuelles/.

Eine fachliche Positionierung mit Handlungsempfehlungen der BAG Mädchenpolitik und der BAG EJSA zur Verbesserung der aktuellen Lebenssituation geflüchteter Mädchen und jungen Frauen finden Sie ab kommenden Montag unter www.maedchenpolitik.de oder www.bagejsa.de/publikationen-und-downloads/downloads/positionierungen/.

Ausführliche Informationen zur Situation geflüchteter Mädchen und junger Frauen, zu ihrem spezifischen Unterstützungsbedarf und fachlichen Empfehlungen aus Sicht der BAG EJSA finden Sie auch im Interview von epd-sozial mit Michael Fähndrich (Geschäftsführer der BAG EJSA) unter www.bagejsa.de/handlungsfelder/Querschnittsthemen/Jahresthemen/Texte.

Informationen zum Weltmädchentag

Die Vereinten Nationen haben vor drei Jahren den 11. Oktober als „International Day of the Girl Child“ ins Leben gerufen. Er soll auf die Herausforderungen und Probleme, mit denen Mädchen in aller Welt konfrontiert sind, aufmerksam machen. Weitere Informationen dazu finden Sie unter www.un.org/en/events/girlchild. Bei Interesse, an einer Aktion zum Weltmädchentag können Sie sich auf den jeweiligen Homepages der Landesarbeitsgemeinschaften für Mädchenpolitik informieren. Dort finden Sie auch Links zu den örtlichen Veranstaltungen.

Kontakt:

Gisela Würfel
Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit e.V. (BAG EJSA)
Wagenburgstraße 26-28, 70184 Stuttgart
Tel. +49 (0) 711-16489-20, mobil +49 (0) 160-96702207; Fax +49 (0) 711-16489-21
wuerfel@bagejsa.de, www.bagejsa.de