Bild mit vier weiblichen Jugendlichen

Zwischen Frankfurt und Wiesbaden hat der JMD in Hofheim alle Hände voll zu tun

Ein Einblick in die Arbeit des JMD Main-Taunus und Portraits von zwei jungen Leuten, die auf einem guten Weg ins Berufsleben sind. Beide kamen mit unterschiedlichen Voraussetzungen in den JMD. Und beide sind jeder für sich wunderbare Beispiele dafür, wie wichtig die Unterstützung für junge Menschen auf ihrem Lebensweg ist und wie gut es ist, dass es hierfür die Profis vom JMD gibt, die den Menschen im Mittelpunkt ihrer Arbeit sehen. Tag für Tag aufs Neue.

Ein Einblick in die vielschichtige Arbeit des JMD Main-Taunus-Kreis

Schon seit 1950 gibt es im Main-Taunus-Kreis den Jugendmigrationsdienst (JMD). Hauptaufgabe der Einrichtung war lange Zeit die Betreuung von jungen Migrantinnen und Migranten des Aussiedlerheims in Hochheim. Doch nach dessen Schließung erfolgte im Jahr 2002 eine Neuausrichtung der Arbeit: Die Ausweitung der Beratung und Begleitung junger Zugewanderter mit unterschiedlicher Herkunft. Im vergangenen Jahr kam es im Zuge der Regionalisierung zu einem Umzug der Geschäftsstelle nach Hofheim: Im Haus des Trägers - das Diakonische Werk Main-Taunus - waren einige Büroräume frei geworden. Sehr praktisch, denn immerhin liegen hier in der Kreisstadt des Main-Taunus-Kreises auch die wichtigsten Berufsschulen, das zuständige Landratsamt und viele weitere Träger, mit denen der JMD eng vernetzt arbeitet.
 

 Immer willkommen im Team des JMD Main-Taunus sind junge Menschen mit Migrationshintergrund, die Hilfe, Rat und Unterstützung brauchen: Nurdan Aidyn, Anna Meißner (JMD-Beraterin), Aba Alhadi Gabr, Tim Kurth (JMD-Leiter) und Gaby Glaser (JMD-Beraterin)

 

Viel Bewegung zeichnet die Geschichte des dreiköpfigen Teams aus, dessen Mitglieder schon seit vielen Jahren miteinander arbeiten. Und die hinzu gekommenen Geflüchteten der letzten Jahre mit ihren neuen spezifischen Themen haben für die Jugendmigrationsdienste ein Übriges dazu getan. Seit Januar 2017 bilden auch junge Geflüchtete mit einem Aufenthaltstitel neben den klassischen Zielgruppen einen neuen Arbeitsschwerpunkt. Über 400 Jugendliche betreut der JMD aktuell. Die meisten jungen Menschen stammen aus Afghanistan, Eritrea, Syrien, Italien, Pakistan, Polen und Äthiopien. Und natürlich betreut das Team auch etliche Jugendliche, die in Deutschland geboren wurden und Migrationshintergrund haben.

Direkter Zugang zur Zielgruppe

Mit Einführung der Hartz-Gesetze haben die Veränderungen im SGB II eine gute Entwicklung für den JMD Hofheim bedeutet: "Wir haben uns entschlossen, uns vermehrt in der kommunalen Gremienarbeit zu engagieren, um uns so besser zu vernetzen", erzählt Teamleiter Tim Kurth. "Wir wussten überhaupt nicht, wie sich das auf unsere Arbeit auswirkt - aber es hat der Arbeit gutgetan." So wurde der JMD Main-Taunus der erste Jugendmigrationsdienst bundesweit, der eine Kooperationsvereinbarung mit dem Jobcenter eines Kreises schloss und seither von dort direkt Fälle übernehmen kann. Das gilt bis heute weiter und ist einer der Eckpfeiler des Zugangs direkt zur Zielgruppe.

Neben der Begleitung und Beratung der Jugendlichen, Netzwerktreffen und Fachvorträgen zu verschiedenen Themen, bietet der JMD auch allerlei außerplanmäßige Aktivitäten wie Gruppen-Freizeiten, Bildungsworkshops und Bewerbungstrainings an. "Uns ist wichtig, dass wir nicht warten, bis Fälle an uns herangetragen werden, sondern wir wollen eigene Themen besetzen und eigene Aktivitäten entwickeln", sagt Gaby Glaser aus dem Team.

Das Gute an dem System: Junge Migrantinnen und Migranten können im geschützten Raum des Jugendmigrationsdienstes auch über private Probleme sprechen, was ihnen im Kontakt mit offiziellen Behörden versagt bleibt. Das JMD-Team kann so Vertrauen aufbauen und die Hintergründe von Problemlagen der Jugendlichen beleuchten, um dann passgenauere Angebote zu unterbreiten. "Das erfordert natürlich richtig viel Zeit - und genau die haben wir eigentlich kaum mehr", meint Anna Meißner, die dritte Sozialarbeiterin im Team. Wenn das Arbeitsaufkommen wächst, muss an anderer Stelle gekürzt werden. "Insgesamt sinkt unsere aufsuchende Arbeit, wir sind weniger in den Fachgremien präsent, wir haben seltener Kontakte mit den Kolleginnen und Kollegen in anderen Fachorganisationen", bedauert Tim Kurth. Was dennoch geleistet wird, klingt wie eine Auflistung für ein Riesen-Team: Betreuung von über 400 Jugendlichen, Organisation der JMD-Ausstellung "Anders?- Cool!", Netzwerktreffen, Fachvorträge zu verschiedenen Themen, außerplanmäßige Aktivitäten wie Gruppen-Freizeiten, Bildungsworkshops und Bewerbungstrainings ... "Was bei uns hier richtig klasse ist, das ist der Rückhalt durch die Diakonie", ergänzt Gaby Glaser. "Unsere Ansprechpartnerin stärkt uns wo auch immer es nötig ist den Rücken, und dass wir hier Gruppenangebote leisten können, verdanken wir dem Träger."

Dabei sind es gerade diese Gruppenangebote, die einen der besonderen Reize des JMD ausmachen und junge Menschen motivieren, sich dort beraten zu lassen. "Wir haben zum Beispiel eine russischstämmige Ehrenamtliche, die gibt mit unglaublich viel Einfühlungsvermögen Englisch-Kurse. Das hat schon vielen unserer Jugendlichen richtig viel gebracht!", erzählt Gaby Glaser zufrieden.

 

Aba Alhadi Gabr ist einer von vielen jungen Menschen, die engagiert ihr Leben in die Hand nehmen

 


Schwieriger Start mit toller Hilfe

 

So vielschichtig wie die Arbeit des Hofheimer JMD-Teams, sind auch die Geschichten der Jugendlichen. Wie zum Beispiel von Nurdan Aidyn und Aba Alhadi Gabr. Die Schicksale der beiden 26jährigen sind grundverschieden, doch beide fanden Unterstützung beim JMD Main-Taunus und sind nun auf einem guten Weg.

Aufgewachsen in engsten Verhältnissen mit fünf Geschwistern in einer Familie, in der ausschließlich Türkisch gesprochen wurde, hatte Nurdan Aidyn von Anfang an Schwierigkeiten in der Schule. Ein Versuch in der Türkei neu anzufangen, scheiterte. Zurück in Deutschland verließ sie die Hauptschule ohne Abschluss. Über das Arbeitsamt fand sie den Weg zum Jugendmigrationsdienst und damit eine neue Entwicklungschance. Die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter des JMD halfen ihr, über einen Workshop einen Platz in einer Abendschule zu organisieren, wo sie den Schulabschluss nachholte. Allerdings: Der VHS-Kurs überforderte die finanziellen Fähigkeiten der jungen Frau, und so musste aus einem Sozialfonds der Caritas das nötige Stipendium finanziert werden. Inzwischen hat Nurdan erkannt, wie wichtig Bildung für das berufliche Weiterkommen ist. Sie hat nun den Realschulabschluss absolviert und sucht seit wenigen Wochen eine Ausbildungsstelle als Einzelhandelskauffrau oder Kinderpflegerin. Für eine inzwischen 26jährige Frau ist das ein schwieriges Ziel unter den vielen jungen Konkurrentinnen. Aber ihr Engagement der letzten Jahre hat bewiesen, dass sie sich durchbeißen kann. Auch deshalb sind Nurdan und das JMD-Team sicher, dass sie schon bald eine Ausbildung bekommt.

 

Nurdan Aidyn findet ihren Weg, nachdem ihr Start ins Leben in Deutschland schwierig war. JMD-Beraterin Anna Meißner weiß Rat und lässt nicht locker, ihr bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle zu helfen.

Durchbeißend ist der richtige Ausdruck um Aba Alhadi Gabr in einem Wort zu beschreiben. Er ist vor knapp zwei Jahren aus Syrien in den Main-Taunus Kreis gelangt. Allein, denn seine Geschwister leben über Deutschland verteilt, die Eltern sind in der Türkei. Der sympathische junge Mann mit dem hellwachen Blick hat so schnell Deutsch gelernt, dass ein fließendes Gespräch mit ihm kein Problem ist. Sein Abschluss an einer syrischen Berufsfachschule für Öl und Gas ist dank der Unterstützung durch den JMD anerkannt, er hat die Hochschulreife absolviert und in Windeseile einen Ausbildungsvertrag zum Industriemechaniker erhalten. Am erstaunlichsten an der gesamten Jobfindungs-Prozedur findet Aba Alhadi das Bewerbungsverfahren: Zwei Stunden lang dauerte das Gespräch, ein Sprach- und ein Wissenstest. Aber das ist noch gar nichts gegen die größte Schwierigkeit, sagt Aba schmunzelnd: "Es gibt hier so eine riesige Auswahl an Berufen - man weiß gar nicht, welcher am besten passen könnte."

Beide jungen Leute sind auf einem guten Weg ins Berufsleben. Beide kamen mit unterschiedlichen Voraussetzungen in den JMD. Und beide sind jeder für sich wunderbare Beispiele dafür, wie wichtig die Unterstützung für junge Menschen auf ihrem Lebensweg ist und wie gut es ist, dass es hierfür die Profis vom JMD gibt, die den Menschen im Mittelpunkt ihrer Arbeit sehen. Tag für Tag aufs Neue.

 

Man sieht, dass die beiden sich blendend verstehen: Aba Alhadi Gabr ist ein strebsamer junger Mann im JMD Hofheim. JMD-Berater Tim Kurth weiß den Leistungswillen und die fröhliche Herzlichkeit des jungen Syrers sehr zu schätzen.

 

 

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