Bild mit vier weiblichen Jugendlichen

Integration braucht Kooperation: Das bestätigen JMD in Lichtenfels und Siegen

Mit 500 Niederlassungen in Deutschland bilden die Jugendmigrationsdienste zweifellos eine starke Einrichtung für erfolgreiche Integration. Aber welche gewaltigen Synergiepotentiale gibt es in zielführenden Kooperationen mit anderen Organisationen? Wir besuchten Kooperationspartner vor Ort, sprachen über Erwartungen und Erfahrungen, Projekte und Probleme. Beispiele aus Siegen im Bergischen Land und Lichtenfels in Oberfranken beleuchten die diversen Möglichkeiten.

Kooperationspartner in Lichtenfels und Siegen treffen sich regelmäßig.

Im großen Sitzungssaal des Landratsamts Lichtenfels treffen sich die 12 Netzwerkpartner, die sich erst im Juli 2022 zu einem neuen großen Verbund zusammengeschlossen haben. Der katholische Jugendmigrationsdienst mit seiner neuen Kollegin Kathrin Rose ist ein Teil in diesem Dutzend. Sie hat vom ersten Tag an vom Netzwerk profitiert: „Ich bin seit März 2022 hier in Lichtenfels. Da sind so viele Partner, die schon lange vor Ort in der Jugendarbeit tätig sind, ein echter Erfahrungsschatz, eine tolle Kooperation für alle“.

Die weiteren Aktivposten sind die Berufsberatung der Agentur für Arbeit, das Jobcenter und das Jugendamt Lichtenfels, die Handwerkskammer, die Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken, das Jugendsozialamt, die Caritas, das Schulamt sowie die P&S praxis und seminare GmbH. Michael Melber, der Geschäftsführer des Jobcenters Lichtenfels wird die zweistündige Veranstaltung moderieren, auch er sieht die Vorteile der Kooperation ganz klar: „Mit der engen Verzahnung der einzelnen Einrichtungen wird das vorhandene Beratungsangebot gebündelt. Die Partner bieten damit optimale und ganzheitliche Hilfe aus einer Hand und fördern die jungen Menschen in unserer Region“.

Die Zusammenarbeit zwischen dem JMD Lichtenfels und den anderen Institutionen basiert auf einer Kooperationsvereinbarung aus dem April 2016. Aber erst am 15. Juli 2022 fanden alle Kooperationspartner erstmals zusammen unter dem Motto: „Die Jugendlichen dürfen auf dem Weg ins Berufsleben nicht verloren gehen“. Im Kreis Siegen-Wittgenstein ist eine ähnliche Kooperationsvereinbarung noch recht frisch: sie wurde am 30.06.2021 mit verschiedenen Netzwerkpartnern unterzeichnet, schon vorher arbeitete man aber eng zusammen. Neben dem JMD sind die Agentur für Arbeit Siegen, die AWO, die Caritas, die Diakonie und der Verein für soziale Arbeit und Kultur im Netzwerk miteinander verbunden. Wir besuchten auch hier eine Sitzung der Kooperationspartner.

Starkes Netzwerk kommt der JMD-Arbeit zugute

Das Büro des Jugendmigrationsdienstes in Siegen befindet sich in der Rathausstraße und nur einen Steinwurf vom Rathaus entfernt. Das wird noch eine Rolle spielen, denn die fünf kooperierenden Wohlfahrtsverbände fühlen sich neben den Verwaltungsbehörden als wichtige Pfeiler für die Umsetzung von Integration und Teilhabe. Fünf starke Frauen stehen für fünf Organisationen, die sich stark machen für junge zugewanderte Menschen.

Neben der Gastgeberin, Ute Wawrzyniak-Bockheim vom JMD Siegen (IB) sind die Einrichtungen der Caritas, der Diakonie sowie des Vereins für soziale Arbeit und Kultur Südwestfalen e.V. vertreten. Die Vorteile für die Ratsuchenden fasst Frau Wawrzyniak-Bockheim treffend zusammen: „Während unsere Kunden bei der Verwaltung oft nur eine Hotline haben und unterschiedliche Ansprechpartner für Job und Geldleistungen, haben sie bei uns eine ganzheitliche Beratung und persönliche Ansprechpartner“.


Die Kooperationspartner bündeln ihre Kräfte, um die Ratsuchenden zu unterstützen.

Anfang des Jahres gab es eine erste Auftaktveranstaltung mit dem DRK-Generalsekretariat, der Bundesagentur für Arbeit (BA) und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Im Anschluss wurde eine Kooperationsvereinbarung erarbeitet, unter Einbeziehung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und der Jugendmigrationsdienste. Maxim Kimerling vom BAMF definierte bei der Unterzeichnung den politischen Anspruch: „Die Dienstleistungen der beteiligten Akteursgruppen sind wesentlicher Teil eines guten lokalen Netzwerkes. Mit der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung wird deutlich, dass alle an einem Strang ziehen wollen, um Integration und Teilhabe noch schneller und dauerhafter zu ermöglichen“.

Zu dieser schnellen Teilhabe tragen die Organisationen wirkungsvoll bei. Aus den Gesprächen bei der Sitzung wird schnell klar, dass sich die JMD als Anwälte der Ratsuchenden verstehen, die auch deren Sprache sprechen. Während die Ämter überwiegend eine Hotline anbieten, beraten die JMD persönlich und oft in den Muttersprachen. „Weil hier so viele Kolleginnen selbst eine Migrationsgeschichte haben, sprechen wir so viele Sprachen und kennen so viele Herkunftsgeschichten“, so Wawrzyniak-Bockheim vom JMD Siegen.

Der JMD in Siegen bietet Beratung wahlweise auf Deutsch, Englisch und Polnisch an, sowie Russisch und Türkisch nur auf Anfrage. Der JMD Lichtenfels berät auf Deutsch, Englisch oder Russisch.

Die JMD-Mitarbeitenden kennen und schätzen die Vorteile und Synergien durch die Kooperation mit den verschiedenen Einrichtungen. Auch wenn bei den JMD noch so viele Erfahrungen vorliegen, gibt es doch immer wieder Bedarf nach weiteren bzw. aktualisierten Informationen. Durch die Kooperationen bestehen direkte Kontakte zu den Ämtern und Behörden, um sich telefonisch kurzzuschließen.

Im Dutzend erfolgreich

Das Kooperationstreffen in Lichtenfels Ende September hatte ein klares Ziel: die Ausbildungsoffensive zum Dezember 2022. Obwohl es rein rechnerisch für jeden Bewerbenden zwei Ausbildungsstellen gibt, klaffen noch große Lücken. Herr Melber hat eine Liste mit den offenen Stellen, in der Region sind das fast 400, allein in Lichtenfels 104. Diskutiert wird die Initiative zu Berufspraktika, damit die Jugendlichen einen Einblick in die Berufsrealität gewinnen. Alle Teilnehmenden kennen dazu eine Erfolgsgeschichte, alle kennen aber auch Jugendliche, die schon mit dem Schreiben einer Bewerbung überfordert sind.


Teilnehmende an der Sitzung in Lichtenfels konnten Pläne für eine Ausbildungsoffensive ausarbeiten.

Man will die Jugendlichen individuell unterstützen, auch wenn das eine enorme zeitliche Belastung darstellt. Andere Teilnehmende berichten von einer erfolgreichen Ausbildungsmesse in Coburg. Diese wird als gute Option betrachtet, während die Erfahrungen mit Coaching-Angeboten eher negativ sind. Über die Dauer von 16 Wochen fehlt den Teilnehmenden meist die Motivation. Hoffnung machen 6 Klassen mit 144 Ukrainerinnen und Ukrainern, die aber zunächst die deutsche Sprache lernen müssen. Für diese Aufgabe fehlen aktuell Fachkräfte. Kathrin Rose, seit März 2022 als Diplom-Pädagogin Vertreterin der Jugendmigrationsdienste in Oberfranken, hat im Blick, dass sie mit ihrer ¾-Stelle noch sehr viel Arbeit vor sich hat, auch wenn die Kooperation einige Hilfestellung verspricht. Ihr Fazit: „Es gibt viel zu tun - packen wir es an!“.

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Text und Bilder: Servicebüro Jugendmigrationsdienste