Bild mit vier weiblichen Jugendlichen

Parlamentarisches Frühstück zeigt Erfolg: JMD Respekt Coaches weiterhin an Schulen aktiv

Dank des Einsatzes der Jugendmigrationsdienste (JMD) beim Parlamentarischen Frühstück am 28. April 2022 und des großen Engagements von Abgeordneten des Bundestages können die JMD Respekt Coaches weiter an Schulen aktiv werden. Auch die wichtigen Aufgaben der Jugendmigrationsdienste werden mit zusätzlichen Mitteln gefördert. 

Teilnehmende beim Parlamentarischen Frühstück.

Diese erfreuliche Nachricht kam kurz nach dem Parlamentarischen Frühstück, auf dem die Arbeit der JMD vorgestellt wurde. Wie die anwesenden Mitarbeitenden zeigten, stehen junge zugewanderte Menschen stehen in Deutschland vor ganz besonderen Herausforderungen, wenn sie sich einen Platz in einer für sie neuen Gesellschaft suchen. Die JMD leisten genau an dieser Stelle unersetzliche Arbeit. Und doch schien, als würden die JMD bei ihrem Beitrag zu Integration und gesellschaftlichem Zusammenhalt geschwächt, weil eine geplante Aufstockung für das JMD-Programm Respekt Coaches gefährdet war.

Der direkte Austausch mit Bundestagsabgeordneten und deren Mitarbeitenden über die Arbeit und Weiterfinanzierung der JMD hat sich gelohnt. So kündigte die Schirmpatin des Parlamentarischen Frühstücks, die Bundestagsabgeordnete Schahina Gambir (Bündnis 90/Die Grünen) an, dass Sie bereits Einspruch gegen diese Mittelkürzung erhoben habe. Sie zeigte ihre Wertschätzung für den großen Beitrag der JMD zur „Integration von Zugewanderten“ und unterstrich die Notwendigkeit vor dem aktuellen Hintergrund der „multiplen Krisen“, die Arbeit der JMD zu stärken. In der Tat haben im Zuge der Corona-Pandemie die JMD ihre Angebote digital verstärkt. Durch den aktuellen Krieg und die dadurch verursachte Fluchtbewegung führen die JMD vermehrt Online- und Vor-Ort-Beratungen junger Menschen aus der Ukraine durch.


Schirmpatin Schahina Gambir, MdB, betont die Relevanz der JMD.

Fachkräfte werben für die Weiterfinanzierung der JMD

JMD-Kollegin Hatice Erdem aus Kiel konnte bestätigen, wie wichtig eine verlässliche und auskömmliche Finanzierung ist, um Perspektiven für junge Menschen zu schaffen. Erdem erläuterte, dass junge Menschen oft Schwierigkeit mit der Anerkennung ihrer im Ausland erworbenen Abschlüsse haben und Gefahr laufen, bei der Bildung benachteiligt zu werden. So berichtete die JMD-Mitarbeiterin über einen jungen Afghanen, der in Deutschland den gesamten Bildungsweg erneut durchlaufen musste, weil seine Abschlüsse und sein Studium nicht anerkannt wurden. 
Nur durch intensive Begleitung und individuelle Beratung des örtlichen JMD wurde dieser Weg für ihn möglich.

Weitere Praxisbeispiele wurden den Abgeordneten beim Parlamentarischen Frühstück vorgestellt. Neben der klassischen Beratung entwickeln JMD-Mitarbeitende vor allem innovative Formate, die bedarfsorientiert und effizient relevante Themen angehen: praktische Sprachtrainings, Austausch untereinander sowie Angebote, die auch mit Corona wieder Begegnungen und Bewegungen ermöglichen. So etwa das Intensiv-Camp des JMD Bremen, bei dem die teilnehmenden Frauen Fahrradfahrern lernten. Wie JMD-Kollegin Sandra Galetzka beim Parlamentarischen Frühstück berichtete, ging es auch darum, die Frauen zu empowern und zu stärken: „Wenn Frauen zusammen aktiv sind, dann sind sie sehr stark.“ Sie haben einen Rahmen für persönlichen Austausch, knüpfen Kontakt mit ihrem Umfeld und bauen dadurch ihr Selbstvertrauen auf. Es wächst ihr Mut, sich einzubringen und damit aktiver Teil der Gesellschaft zu sein.


Fachkräfte berichten aus der Praxis moderiert von Katja Glybowskaja.

Neben Teilhabe zielt die Arbeit der Jugendmigrationsdienste darauf ab, bei jungen Menschen Demokratie zu stärken und Perspektiven zu schaffen. Mit ihren vielfältigen und präventiven Projekten tragen sie zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei. Jannis Plastargias vom JMD in Frankfurt am Main fördert in seinen Projekten ein Demokratieverständnis, das über das „Wählen gehen“ hinaus geht. Demokratie gewinne auch dadurch, dass „junge Menschen aus ihren Situationen herauskommen, anderen Leuten davon berichten, um die Gesellschaft zu verändern“.

So entstand ein Film aus der Geschichte eines jungen zugewanderten Menschen, um die Gesellschaft über Antirassismus zu sensibilisieren. Der Junge hatte sich an den JMD gewendet, weil ihm vom Vater seiner Freundin aufgrund seiner Hautfarbe untersagt worden war, mit der Tochter zusammen zu sein. Seine Geschichte wurde als Inhalt für einen Film genutzt, um den von Diskriminierung Betroffenen eine Stimme zu geben und Antidiskriminierungsarbeit flächendeckend für die Gesellschaft zu leisten.

Direkter Erfolg

Vertretende der JMD-Trägergruppen appellierten ebenfalls an die Abgeordneten, sich für die JMD einzusetzen.


Schirmpatin Schahina Gambir mit den 4 Vertretenden der JMD-Trägergruppen: Walter Weissgärber (BAG EJSA), José Torrejón (BAG KJS), Jochen Kramer (IB), Dr. Talibe Süzen (AWO).

Der Erfolg blieb nicht lange aus: Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat in seiner Sitzung am 11. Mai zum Bundeshaushalt 2022 beschlossen, die Mittelaufstockung für die JMD aufrechtzuerhalten. Der Einsatz der Schirmpatin sowie ihrer Bundestagskolleginnen und -kollegen zeigte Wirkung. Nach dem Beschluss des Haushalts gab Schahina Gambir einen Tweet heraus: „Antirassistische Arbeit kann nur gelingen, wenn sie ausreichend gefördert wird! Ich freue mich über den Beschluss im Haushaltsausschuss ü. die Stärkung der Jugendmigrationsdienste (8 Mio €), Respekt Coaches (15 Mio €)“.

Über die Jugendmigrationsdienste

Die Träger der Jugendmigrationsdienste, die Arbeiterwohlfahrt e.V., die BAG Evangelische Jugendsozialarbeit e.V., die BAG Katholische Jugendsozialarbeit e.V. und der Internationale Bund/Freie Trägergruppe setzen das Programm „Jugendmigrationsdienste“ bundesweit an rund 500 Standorten um.

Die Jugendmigrationsdienste haben als Angebot der Jugendsozialarbeit und im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe in erster Linie die Aufgabe, junge Menschen zwischen 12 und 27 Jahren mit Migrationsbiografie unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus zu begleiten. Ihre Kernaufgaben sind sozialpädagogische Beratung, Case Management und soziale Gruppenarbeit. Alle Angebote zeichnen sich durch verlässliche Beziehungsarbeit, intensiven Vertrauensaufbau und engagierte Netzwerkarbeit aus.

Die Jugendmigrationsdienste arbeiten mit bundesweit geltenden Fachkonzepten. Sie halten ein umfassendes Beratungsangebot für junge Zuwanderinnen und Zuwanderer beim Übergang von der Schule in die Ausbildung und den Beruf vor. Nach § 45 des Aufenthaltsgesetzes (AufenthG) bieten sie eine sozialpädagogische Begleitung vor, während und nach den Integrationskursen an. Das Bundesprogramm „Jugendmigrationsdienste“ ist als langjährig bestehendes Programm verlässlicher Partner der Länder und Kommunen und wird vom Bundesjugendministerium (BMFSFJ) im Rahmen des Kinder- und Jugendplans des Bundes sowie als Bestandteil der Initiative JUGEND STÄRKEN gefördert.
 

Text und Bilder: Servicebüro Jugendmigrationsdienste