Jede und jeder Einzelne steht in Altenkirchen im Mittelpunkt
Starker Einsatz des Ein-Frau-Büros in Altenkirchen
Das ist einer von den Tagen, an denen die JMD-Beraterin schon morgens kaum noch weiß, wo ihr Kopf steht - an denen sie abends aber sicher sein kann, dass sie einen tollen Job gemacht hat. Stephanie Lörsch, Sozialpädagogin mit viel Erfahrung in der Frauen- und Migrationsarbeit und Leiterin des Jugendmigrationsdienstes in Altenkirchen ist der ruhende Pol in der Fachstelle. Als einzige Mitarbeiterin ist sie Dreh- und Angelpunkt der Geschäftsstelle, die in der Trägerschaft des Diakonischen Werkes zu einem bestens funktionierenden Netzwerk gehört.
JMD-Beraterin Stephanie Lörsch mit dem jungen Syrer Ahmad - die beiden wissen, was sie an einander haben und kämpfen dafür, dass Ahmad in Deutschland Fuß fassen kann.
Im JMD stehen individuelle Hilfen im Mittelpunkt
Gerade das Casemanagement liegt Stephanie Lörsch sehr am Herzen, und so betreut sie zurzeit 104 laufende Fälle. In jeweils dreijähriger Begleitung führt die Sozialpädagogin junge Menschen mit Migrationshintergrund über den schwierigen Grat, den der Übergang Schule-Beruf darstellt. "Mir ist wichtig, dass wirklich jede und jeder hier haargenau in den Sprachkurs und in die Schule kommt, die zu ihr oder ihm passt", sagt die engagierte Leiterin. Neben der Vorbereitung auf den passenden - das Wort "passend" ist im JMD Altenkirchen Programm - Beruf, versteht Stephanie Lörsch ihren Job auch als Sozialberatung, "wenn es ums Kindergeld, ALG II oder Zugang zur Tafel geht." Ganz persönliche Hilfe bei Schwierigkeiten mit dem Vermieter gehört dazu genauso wie die Prüfung von Verträgen oder die Anerkennung von Dokumenten und Ausbildungsnachweisen. Gleichzeitig muss die Geschäftsstellenleiterin zugeben: "Wir haben viele Ziele aber nur wenige Möglichkeiten, sie mit eigenen Methoden umzusetzen." Daher erweist es sich als besonders hilfreich, dass sie in der Stadt vorzüglich vernetzt ist und so die betreuten Jugendlichen in alle möglichen und wünschenswerten Weiterbildungsmaßnahmen vermitteln kann: Sprachkurse, Bewerbungstrainings und andere Aktivitäten, die oft durch "befreundete" Sozialeinrichtungen übernommen werden, mit denen der JMD Altenkirchen in engem Kontakt steht.Vernetzung für und mit Jugendlichen
Der Tag also. Früh morgens bereitet sich Stephanie Lörsch auf ein wichtiges Treffen vor. Denn heute findet die Berufsmesse statt, und da wird der JMD erstmals mit einer ganz eigenen Aktion teilnehmen: 29 junge Migrantinnen und Migranten sollen hier erste Kontakte mit möglichen neuen Arbeitgebern knüpfen. Es ist eine dieser Aktionen, die durch die intensive Netzwerkarbeit von Lörsch entstanden sind: Gemeinsam mit der Ehrenamts-Beauftragen des Landkreises Altenkirchen Andrea Rohrbach soll die Messe intensiv für junge Menschen mit Migrationshintergrund genutzt werden. Da trifft es sich gut, dass Rohrbachs Mann bei der IHK arbeitet, die die Messe organisiert. Die Informationswege sind kurz in Altenkirchen, und das macht sich bezahlt.
Ahmad feilt mit seinem Freund Farhad noch ein wenig an den Bewerbungsunterlagen. Gleich geht's los.
Frieden in Altenkirchen im Westerwald

Ahmad freut sich auf die Berufsmesse
Aufbruch zum "Messegelände"
Unterwegs erzählt Ahmad, dass er endlich einen Aufenthaltstitel hat. Er zeigt stolz den zugehörigen Ausweis. Ein Plastikkärtchen ist das Ticket zum Frieden. Er würde gerne öfter seinen Bruder sehen, der in Stuttgart gelandet ist. Oder seine kleine Schwester, die in der Türkei lebt. Und dann seine Eltern und seine ganz kleine Schwester aus Syrien nachholen - aber das sind erst mal nur Träume.
Ahmad und seine Freunde überlegen, wie sie sich bei den einzelnen Firmen präsentieren wollen.

Wirtschaftsjunior Daniel Geldsetzer ist in seinem Element. Im Gespräch mit Schreinermeister Schumann kann er einen der jungen Migranten für ein Praktikum vermitteln. Ahmed hatte schon in Syrien als Schreiner gearbeitet.
Schritte in die Zukunft - mit JMD und den Wirtschaftsjunioren
So einem Schritt ist inzwischen auch der Namensvetter Ahmed näher gekommen. Der junge Mann, ebenfalls aus Syrien, hat vor seiner Flucht als Schreiner gearbeitet, das würde er auch in Deutschland gerne tun. Da trifft es sich perfekt, dass ein weiterer Partner im JMD-Projekt "Messebesuch" Daniel Geldsetzer ist. Der 34jährige Unternehmer ist Vorsitzender bei den Altenkirchener Wirtschaftsjunioren und unterstützt die jungen Migrantinnen und Migranten heute bei ihrem Messebesuch mit Kontakten zu Vertretern der lokalen Wirtschaft."Wir sehen es durchaus als eine unserer Aufgaben an, auch solche Aktionen zu unterstützen. Integration bekommen wir nicht mit Geld oder Sachleistungen hin. Das klappt am besten über Sprache und Arbeit." Und als Inhaber einer Firma für Medienproduktion und Imagebekleidung weiß er, wie wichtig das Beschreiten neuer Wege gerade in strukturschwachen ländlichen Regionen ist, um motivierte Arbeitskräfte zu finden. "Wir als Wirtschaftsjunioren können da als Türöffner helfen", erklärt Daniel Geldsetzer. Für Ahmed jedenfalls hat er eine Türe geöffnet, denn ein Schreinermeister aus Altenkirchen will dem jungen Syrer einen Praktikumsplatz anbieten - das hat er spontan auf der Berufsmesse angekündigt.
Gesucht und gefunden: Fred Heidepeter von den Werit Werken will - wenn der Sprachkurs weiter gut läuft - Ahmad die Chance für ein Praktikum geben. Auf der Berufsmesse begegnen sich die beiden.

JMD-Beraterin Stephanie Lörsch trifft überall Bekannte: Sie hat schon an viele Firmen junge Menschen als Praktikanten oder gar als Auszubildende vermittelt. Sie ist zuversichtlich, dass ihr das auch mit Ahmad gelingen wird.