Bild mit vier weiblichen Jugendlichen

Der Jugendmigrationsdienst Karlsruhe

Den Jugendmigrationsdienst (JMD) Karlsruhe in Trägerschaft des Internationalen Bundes gibt es schon seit mehr als 35 Jahren. Mit den Jahren wuchs der JMD und jüngst der JMD Landkreis Karlsruhe zu Beratungsstellen mit ergänzenden Projekten heran. Viele der JMD-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter teilen mit den Ratsuchenden die Erfahrung der Migration. Das hat verschiedene Vorteile. Zum einen schafft die gemeinsame Erfahrung Vertrauen. Zum anderen dienen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Vorbilder in vielen verschiedenen Lebenssituationen.

Der Jugendmigrationsdienst Karlsruhe

Den Jugendmigrationsdienst (JMD) Karlsruhe in Trägerschaft des Internationalen Bundes gibt es schon seit mehr als 35 Jahren. Mit den Jahren wuchs der JMD und jüngst der JMD Landkreis Karlsruhe zu Beratungsstellen mit ergänzenden Projekten heran. Viele der JMD-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter teilen mit den Ratsuchenden die Erfahrung der Migration. Das hat verschiedene Vorteile. Zum einen schafft die gemeinsame Erfahrung Vertrauen. Zum anderen dienen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Vorbilder in vielen verschiedenen Lebenssituationen. Auch erleichtert die sprachliche Vielfalt die Kommunikation mit den Jugendlichen. Zu den Sprachen, die neben Deutsch in der Beratung und bei gemeinsamen Unternehmungen gesprochen werden, gehören: Rumänisch, Russisch, Litauisch, Türkisch, Italienisch, Französisch, Ungarisch, Polnisch, Arabisch, Portugiesisch, Spanisch und natürlich Englisch.

Die große Anzahl der gesprochenen Sprachen spiegelt sich auch in der Herkunft der Jugendlichen wider. Kamen früher vor allem russisch- und türkischstämmige Jugendliche in die Beratung, so sind es heute junge Menschen aus Rumänien, Ungarn, Thailand, Syrien, Irak, Polen, Afghanistan, Pakistan und aus vielen afrikanischen Ländern. So unterschiedlich wie die Herkunftssituation ist auch die Bedürfnislage der Jugendlichen. Manche kommen über die Jugendintegrationskurse zum JMD, andere werden von Streetworkern angesprochen. Wieder anderen geht es vor allem um die Anerkennung von Schul- und Studienabschlüssen. Um den Jugendlichen in jeder Situation weiterhelfen zu können, arbeitet der JMD mit einem engmaschigen Netzwerk zusammen. Kooperationen gibt es mit der Stadt Karlsruhe, dem Jobcenter, verschiedenen Integrationskursträgern, der Pädagogischen Hochschule, den Bundesfreiwilligendiensten und den anderen Sozialen Diensten von AWO oder Caritas. In weitere Einrichtungen des Internationalen Bundes absolvieren schließlich nicht wenige Jugendliche ein Berufsvorbereitungsjahr oder nehmen eine Ausbildung zum Maler, Schreiner oder Dachdecker auf.

 

Ziele und Methoden

Der JMD Karlsruhe arbeitet mit unterschiedlichen Methoden, um seine Ziele zu erreichen und die Jugendlichen bei ihrer Integration in Deutschland zu unterstützen. Neben Beratung und Case Management kommt zum Beispiel Streetwork zum Einsatz. Honorarkräfte sprechen Jugendliche auf der Straße an und verteilen Flyer mit Kontaktadressen und Einladungen zu Sport-Veranstaltungen des JMD. „Über den Sport kommen wir gut an die Jugendlichen heran“, erzählt JMD-Leiterin Benita Sommer. „Mit Krafttraining, Boxen, Volleyball, Ausflügen und Sportturnieren erreichen wir Jugendliche nicht nur einmal, sondern kontinuierlich. Sie lernen uns kennen, fassen Vertrauen und dienen später oftmals als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für andere Jugendliche.“ Die Kontaktaufnahme zum JMD erfolgt zu einem wesentlichen Teil über diese Empfehlungen unter Freunden, aber auch über Jugendintegrationskurse und über die Kooperationspartner.

Ist der Kontakt einmal hergestellt, bleiben die Jugendlichen nicht nur beim Sport, sondern nutzen auch die Beratung, Begleitung und weitere Angebote des JMD. Es gibt Hausaufgabenhilfe und Bewerbungstraining sowie ein ergänzendes Sprach- und Kommunikationstraining. Gut etabliert hat sich auch die Beratung von Eltern mit Migrationshintergrund hinsichtlich der schulischen Situation ihrer Kinder.

 

Interkulturelle Öffnung

Eine große Rolle in der Beratung von Jugendlichen und bei der Arbeit mit Ehrenamtlichen und Honorarkräften spielt das Interkulturelle Training. Drei JMD-Mitarbeiterinnen wurden als Interkulturelle Kompetenztrainerinnen ausgebildet. Sie bieten in verschiedenen Gruppen, z.B. in Integrationskursen oder an beruflichen Schulen, regelmäßig Trainingseinheiten an. „Wir versuchen die Jugendlichen dafür zu sensibilisieren, dass kulturelle Differenzen bereichern und dass ihre eigene Kulturgeschichte auch andere bereichert. Sie setzen sich erst hier damit auseinander, dass sie Kulturträger sind“, erzählt JMD-Mitarbeiterin Helena Dietz. Diese Auseinandersetzung mit der eigenen und mit anderen Kulturen, Vorurteilen und Stereotypen, Selbst- und Fremdwahrnehmung, wird in den Trainings gefördert. „Wir führen zum Beispiel Rollenspiele durch, die die Jugendlichen in die Rolle der aufnehmenden Kultur versetzen. Oder sie können Erfahrungen machen, wie sich diejenigen fühlen, die ausgeschlossen oder abgewertet werden. Das bereichert mehr als ein Vortrag oder ein Buch.“

 

Fallbeispiel

 

Marijana aus Kroatien fand mit Hilfe des JMD einen passenden Sprachkurs.

Marijana ist seit fast einem Jahr in Deutschland. Die 19-Jährige kam aus Kroatien hierher, weil ihr Mann in Deutschland lebt. Er ist Deutscher mit kroatischen Wurzeln. In Kroatien hatte die junge Frau eine Ausbildung zur Betriebswirtin gemacht. Sie fand dort keine Arbeit und entschloss sich, nach Deutschland zu kommen. „Ich wollte nach dem Studium nicht zuhause sitzen oder Saisonarbeiterin werden. Natürlich wollte ich auch mit meinem Mann zusammen leben. Wir wollten es gemeinsam schaffen.“ Marijanas Voraussetzungen, es in Deutschland zu schaffen, sind gut. Sie spricht inzwischen fließend Deutsch und hat gute Zeugnisse. „Ich bin sehr froh darüber, dass ich Deutsch als Fremdsprache gelernt habe. Davon kann ich heute profitieren“, ist Marijana überzeugt. „Ich möchte eine Ausbildung als Bürokauffrau machen. Schon als Kind habe ich mit meiner Schwester Büro gespielt. Ich denke, dass ich es auch schaffen werde.“ Dass sie heute so optimistisch ist, war bei ihrer Ankunft nicht abzusehen, als es mehrere Probleme zum Beispiel mit der Wahl eines geeigneten Deutschkurses gab. Erst als sie den Weg zum JMD Karlsruhe fand, bemerkte sie, dass bis dahin einiges schief gelaufen war. Vom ersten Kontakt beim JMD berichtet Marijana begeistert: „Als ich hier herkam, hatte ich direkt einen Termin bei Frau Khuen-Belasi. Sie war so freundlich, wir haben eine Stunde lang darüber gesprochen wie es weitergeht, was ich für einen Deutschkurs brauche und ob ich eine Schule besuchen sollte. Sie war die erste, die danach gefragt hat, wie ich weiter machen möchte. Das war super.“ Als wenige Tage nach ihrem ersten Gespräch eine Einladung zur Studienberatung kam, war die junge Frau zunächst überrascht. „Man hat mir gesagt, meine Zeugnisse seien wunderbar, ich solle studieren. Das hatte ich eigentlich nicht geplant. Ich habe dann alles mit meiner JMD-Beraterin besprochen, weil ich so unsicher war.“ Um weitere Erfahrungen zu sammeln, steigt Marijana jetzt erst einmal in ein Freiwilliges Soziales Jahr ein. Am liebsten möchte sie anschließend einen Job in einer Verwaltung. Momentan wartet sie auf die Einladung zum Vorstellungsgespräch. Sie ist zuversichtlich: „Es sieht gerade alles sehr gut aus. Als ich hierher kam war es furchtbar chaotisch, aber der JMD war sehr hilfreich. Hier waren immer alle freundlich, egal wen ich was gefragt habe. Immer bekam ich Hilfe, von den Mitarbeiterinnen, von den Lehrerinnen oder vom Büro. Mit dem JMD möchte ich auf jeden Fall in Kontakt bleiben. Wenn sie mal Hilfe auf Kroatisch brauchen, bin ich auf jeden Fall da. Und ich bin davon überzeugt, dass ich hier immer Hilfe finde. Es ist wunderbar, dass es so etwas gibt.“

 

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