Der Jugendmigrationsdienst München
Auf dem Weg zum Beruf – der JMD München unterstützt am Übergang von Schule in die Ausbildung

Jose
Jose hat sich auf seinen rund 10.000 Kilometer von der Heimat entfernten Wunsch-Studienort gut vorbereitet. Dass es in München einen Jugendmigrationsdienst (JMD) gibt, der ihm bei der Erfüllung dieses Wunsches vielleicht behilflich sein könnte, hat Jose noch in Peru erfahren. Seine Mutter, schon in Deutschland lebend, hatte vom JMD während ihres Integrationskurses erfahren, dort war dieser vorgestellt worden. „In den Kursen stellen wir unsere Angebote regelmäßig vor“, erzählt Arne Füller, der für den IN VIA Jugendmigrationsdienst München, Freising und Erding arbeitet. Der IN VIA Jugendmigrationsdienst unterstützt vorrangig junge Neuzuwanderinnen und Neuzuwanderer im Alter von 12 bis 27 Jahren sowie Jugendliche und junge Erwachsene mit Migrationshintergrund, die sich in einer Krisensituation befinden. Neben mehreren Stadtteilen in der Stadt München gehören die Stadt- und Landkreise Freising und Erding zum Einzugsgebiet des JMD. Während in München vornehmlich neu zugewanderte junge Menschen aus Afghanistan, Irak, Osteuropa und afrikanischen Ländern die Begleitung durch den JMD in Anspruch nehmen, sind es im Kreis Erding viele dort angesiedelte Spätaussiederlinnen und Spätaussiedler. Im zersiedelten Freising finden vor allem türkischstämmige Jugendliche, junge Leute aus dem ehemaligen Jugoslawien und aus afrikanischen Ländern den Weg in das mit Bus und Bahn gut erreichbare JMD-Büro. „Aber einen jungen Mann aus Peru haben wir bisher noch nicht in der Begleitung gehabt“, berichtet JMD-Mitarbeiterin Nadezhda Krainenko. Nach ersten Gesprächen beim Jugendmigrationsdienst wurde schnell und ernüchternd klar, wie Joses Weg zum Studium aussehen könnte: Zunächst müsste der junge Peruaner zusätzlich zum Integrationskurs einen weiteren Deutschkurs besuchen, um den höheren Abschluss B2 – der Integrationskurs bietet lediglich den Erwerb des B1-Sprach-Zertifikates – zu erwerben. Als nächstes folgte dann das Büffeln an einem Studienkolleg, um dort die Hochschulzugangsberechtigung zu erwerben. Erst dann wäre der Zugang zur Universität frei. Doch der fleißige Jose ließ sich von diesen Hürden nicht abschrecken. Sein Ziel stets vor Augen ist der B1-Kurs jetzt schon einmal bestanden. „Ich habe neben meiner Familie noch nicht so viele Freunde hier in München, dann gehe ich nachmittags oft in die Bücherei und lese deutsche Bücher“, erzählt er. Noch lange also nicht im Marketing, aber immerhin schon einmal im Verkauf arbeitete Jose zudem bereits als Aushilfe im Supermarkt und bei einem Metzger.

Madalina
„Wir waren mit unseren jungen Leuten schon bei einer Versicherung (Allianz), bei einem Bierbrauer (Weihenstephan), einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (KPMG) und einem Werk der Lastwagen-Produktion (MAN)“, erzählt Arne Füller. „Wichtig ist uns dabei, stets eine gute Mischung unterschiedlicher Arbeitsfelder vorzustellen. Auch suchen wir Betriebe aus, die eben nicht nur akademisches Personal suchen, sondern auch Leute für Empfang und Lager, für Produktion und Verwaltung, eben auch für Menschen mit nicht so hohen Bildungsabschlüssen“. In einer möglichst einfachen und klar verständlichen Sprache bekommen die jungen Migrantinnen und Migranten dann vor Ort erklärt, welche Aufgaben und Arbeitsbereiche es im Unternehmen gibt, welche Voraussetzungen wichtig sind, um eine Ausbildung oder eine feste Tätigkeit im Betrieb aufnehmen zu können. „Die letzte Betriebsbesichtigung ging zum Lastwagenbauer MAN, die Teilnehmenden waren begeistert, haben den Leuten vor Ort Löcher in den Bauch gefragt, wollten gleich mit Praktika und Schnuppertagen weiter machen“, erzählt Füller. „Eine riesige Motivation für die ganze Teilnehmergruppe, weil jeder oder jede Einzelne mit dem Wissen zurück kamen, es gibt tatsächlich Möglichkeiten für mich, in der Arbeitswelt in diesem Land einen Einstieg zu finden“. Flankiert werden die Maßnahmen des JMD im Übergang Schule, Ausbildung, Beruf auch über das Projekt „Ausbildungspatenschaften“, das IN VIA zusammen mit ehrenamtlichen Paten bundesweit an sieben Standorten anbietet. Gut eingebunden ist der JMD in ein ganzes Netzwerk weiterer Angebote seines Trägers: So gibt es „IN VIA Connect“, ein internationales Bildungs-, Freizeit- und Kulturzentrum für Jugendliche und junge Erwachsene. Junge Migrantinnen und Migranten können an Stadtexkursionen teilnehmen, Tanzen lernen oder sich in englischer Konversation üben. Das Angebot „Lern-Connection“ bietet auch Deutsch-, Englisch-, und Mathematiknachhilfe. Natürlich ist der JMD aber auch in die wesentlichen kommunalen Strukturen gut vernetzt. So funktioniert in München die Zusammenarbeit mit der Ausländerbehörde im Kreisverwaltungsreferat erfolgreich, mit anderen Migranten-Hilfeorganisationen teilt sich der JMD ein Zimmer in der Behörde. „Es hat etwas gedauert, bis die Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter des Ausländeramtes aktiv die Leute in unserer Büro geschickt haben, seitdem läuft das prima, die Sinnhaftigkeit und Bereicherung der Zusammenarbeit ist einfach jedem Beteiligten mittlerweile klar“, freut sich Brigitte Inegbedion, Leiterin des Fachbereichs Migration bei IN VIA.
Positive Erfahrungen macht der JMD in München auch in der Zusammenarbeit mit den sogenannten Sozialbürgerhäusern, die dezentral in den Bezirken der Stadt zu finden sind. Städtische Einrichtungen und verschiedene Dienste sitzen dort zusammen. In einem weiteren Projekt wird aktuell die Zusammenarbeit mit dem Jobcenter ausgebaut. Erste Erfolge sind bereits sichtbar. Junge Migrantinnen und Migranten werden konsequent an die Jugendmigrationsdienste vermittelt, wenn es beispielsweise darum geht, einen geeigneten Integrationskurs zu finden. Einen entscheiden Impuls der Vernetzung, sagt Inegbedion, gab es auch über die Wanderausstellung „Anders? Cool!“, die auf Einladung der JMD in München Station machte. Die Ausstellung des Servicebüros JMD in Bonn beschäftigt sich interaktiv mit dem Thema Jugendmigration und wird deutschlandweit gerne von Institutionen der Jugendarbeit oder Schulen gebucht. „Viele Vertreter der Stadt waren damals dabei“, erinnert sich Inegbedion. „Die Ausstellung hat noch einmal stark zur Bekanntmachung der JMD in der Stadt und Region beigetragen“.