Bild mit vier weiblichen Jugendlichen

Auftakt mit Bundesministerin

Mehr als 200 Fachkräfte der Jugendmigrationsdienste (JMD) haben 2018 ihre Arbeit aufgenommen, um im Rahmen des Präventionsprogramms „Respekt Coaches“ Schülerinnen und Schüler als mündige Individuen zu stärken und ihr Demokratieverständnis zu fördern. Am 16.11. gab Bundesjugendministerin Dr. Franziska Giffey in Hannover den offiziellen Auftakt zum Programm. Mit dabei waren Jugendliche und JMD-Mitarbeitende aus ganz Deutschland.

Mehr als 200 Fachkräfte der Jugendmigrationsdienste (JMD) haben 2018 ihre Arbeit aufgenommen, um im Rahmen des Präventionsprogramms „Respekt Coaches“ Schülerinnen und Schüler als mündige Individuen zu stärken und ihr Demokratieverständnis zu fördern. Am 16.11. gab Bundesjugendministerin Dr. Franziska Giffey in Hannover den offiziellen Auftakt zum Programm. Mit dabei waren Jugendliche und JMD-Mitarbeitende aus ganz Deutschland.

Sich diesen Themen zu stellen ist ein Zeichen von Stärke


„Lass uns reden! Reden bringt Respekt.“ So lautet das Motto des Programms, das Mädchen und Jungen ab 12 Jahren für ein verständnisvolles Miteinander an Schulen fit macht. Dadurch sollen sie auch vor religiösem Extremismus geschützt werden. Denn die eigene Meinung zu äußern, andere Positionen zuzulassen und sich gegen ungewollte Einflüsse zu behaupten ist nicht immer leicht. Die Jugendmigrationsdienste setzen im Rahmen des Programms speziell geschulte Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter ein, die gemeinsam mit Schulen und Trägern der politischen Bildung sowie der Radikalisierungsprävention passgenaue Gruppenangebote entwickeln. 110 von ihnen nahmen an der Auftaktveranstaltung in der Gemeinsamen Berufseinstiegsschule Hannover Teil.

Unterstützung für Lehrkräfte, Ansprechpersonen für Jugendliche

Im Podiumsgespräch mit Dr. Franziska Giffey und der niedersächsischen Sozialministerin Dr. Carola Reimann erklärte JMD-Mitarbeiterin Judith Grautstück ihre Herangehensweise im Programm „Respekt Coaches“. Ziel sei es, Lehrkräfte, Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter zu unterstützen und ein Zusatzangebot zu schaffen. „Wir wollen außerhalb dessen, was die Lehrkräfte leisten können, Ansprechpartner sein und langsam ein Vertrauensverhältnis aufbauen.“ Dazu würden sie sowie ihre Kolleginnen und Kollegen erst einmal zuschauen, zuhören und herausfinden, was die jeweilige Schule braucht – ein langsamer Prozess, für den Schulsozialarbeitern oft die Zeit fehle, weil sie als „Feuerwehr“ in akute Konflikte eingreifen müssten. „Wir bringen nicht noch mehr Arbeit, sondern nehmen welche ab.“

Empowerment steht im Fokus des Programms, dessen Bedeutung Giffey unterstrich: „Wenn Schüler beschimpft oder gemobbt werden, weil sie anders aussehen, einen anderen Glauben haben oder anderer Herkunft sind, dann ist es höchste Zeit zu handeln.“ Sich diesen Themen als Schule zu stellen, sei ein Zeichen der Stärke. „Respekt Coaches“ schütze Jugendliche auch vor politischer Radikalisierung, betonte Reimann. „Gefühlte oder tatsächliche Ablehnung kann die Tendenz zur Flucht in Abschottung und Radikalisierung verstärken. Wenn Land, Schulen und Jugendmigrationsdienste hier eng zusammenarbeiten, können wir große Kräfte bündeln.“

Im Podium sprachen Pavlos und Sky aus Duisburg über ihre Erfahrungen mit Ausgrenzung an der Schule

Jede Person respektieren, wie sie ist


Dass das Programm schon nach kurzer Zeit Früchte trägt, zeigte der Auftritt von Sky, Pavlos und Can-Maximilian, Schüler der Herbert Grillo Gesamtschule Duisburg-Marxloh. Dort wurde im Rahmen des Präventionsprogramms eine Rap-AG gegründet. In einem selbstgedichteten Rap setzten sich die 14- und 15-Jährigen mit Ausgrenzung und Mobbing auseinander, bewiesen Mut und Reflexionsvermögen. „Jeder soll respektiert werden, so wie er ist“, findet Pavlos. Er und seine Freunde haben Vertrauen zu den JMD-Mitarbeitenden gefasst, wie Sky berichtet: „Die sind wie Kollegen, also wie Kumpels. Mit denen kann man einfach frei reden.“

Gut vernetzt und wissenschaftlich begleitet

Das Angebot umfasst Gruppenangebote und Exkursionen, bei denen Schülerinnen und Schüler lernen, sich im Diskurs mit anderen zu positionieren und unterschiedliche Auffassungen oder religiöse Überzeugungen zuzulassen. Den jeweiligen Unterstützungsbedarf legt der oder die Mitarbeitende des örtlichen Jugendmigrationsdienstes gemeinsam mit der Schule in einem Präventionskonzept fest. Ergänzend bieten die JMD-Fachkräfte sozialpädagogische Begleitung und Beratung beim Übergang von der Schule in den Beruf an.

Umgesetzt wird das Vorhaben von den Jugendmigrationsdiensten in Zusammenarbeit mit Trägern der politischen Jugendbildung und der Extremismusprävention an bundesweit 168 Standorten. Einer dieser Partner ist das Projekt „bildmachen – Politische Bildung und Medienpädagogik zur Prävention religiös-extremistischer Ansprachen in sozialen Medien“, das Koordinatorin Canan Korucu in Hannover vorstellte.

Das JMD-Programm „Respekt Coaches“ wird zudem wissenschaftlich begleitet: Das Institut für Entwicklungsplanung und Strukturforschung (ies) sowie das Institut für berufliche Bildung, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik (INBAS) führen Befragungen und Fallstudien durch, um die Wirkung auf den sozialen Umgang an den Schulen zu testen. „Respekt Coaches“ ist Teil des Nationalen Präventionsprogramms gegen islamistischen Extremismus und wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. 2018 standen für das Vorhaben 20 Millionen Euro bereit. 2019 sollen die Mittel auf 23 Millionen Euro erhöht werden.

Text: Johanna Böttges, Servicebüro Jugendmigrationsdienste

Fotos: Janto Trappe