Bild mit vier weiblichen Jugendlichen

Digital Streetwork: JMD digital begibt sich in digitale Lebensräume von Jugendlichen

Die Grenze zwischen analogen und digitalen Räumen verschwimmt immer mehr. Insbesondere Jugendliche haben die digitalen Medien in ihren Alltag so integriert, dass die sozialen Netzwerke ihr Zugang zu Informationen, Lösungsansätzen und vielen weiteren Aktivitäten geworden sind. Streetworkerinnen und Streetworker des Projekts JMD digital sind seit einiger Zeit auf digitalen Kanälen unterwegs, um Fragen zu JMD-spezifischen Themen aufzugreifen.

Digital Streetwork stellt Informationen über verschiedene relevante Themen zur Verfügung und macht auf JMD-Angebote aufmerksam.

Carla Henke ist sozialpädagogische Fachkraft und als Digital Streetworkerin im virtuellen Raum unterwegs, so etwa auf Facebook und Instagram. Mit dem Profil „Carla Digital-Streetwork“ ist sie auf diesen digitalen Kanälen registriert und unterstützt Jugendliche bei ihren Anliegen. „Auf meinem Profil steht, dass ich von den Jugendmigrationsdiensten bin, mit Verlinkung zur Webseite, damit klar ist, welche Einrichtung dahintersteht“, erklärt Henke. Digital Streetwork wird auch als digital aufsuchende Arbeit bezeichnet. Die Arbeitsweise der aufsuchenden Arbeit im Stadtteil wird in digitale Lebensräume übertragen. Sozialpädagogische Fachkräfte begeben sich dorthin, wo junge Menschen sich ohnehin aufhalten: in digitale Räume, insbesondere soziale Medien.

Die Profile der Streetworkerinnen und Streetworker sind öffentlich und zeigen alle relevanten Informationen, wer sie sind und was sie anbieten. Auf ihren Profilen veröffentlichen sie Content, der die Ratsuchenden anspricht und Themen aus ihrem Alltag aufgreift. Sie erhalten Follower- oder Kontaktanfragen und kommen so in Verbindung mit potenziellen Ratsuchenden. Der Kontakt kann aber auch anders entstehen. Henke erzählt, dass die Streetworkerinnen und Streetworker in Gruppen auf persönliche Anliegen in Kommentaren reagieren und im Anschluss Follower- oder Kontaktanfragen erhalten.

Die JMD-Streetworker-Profile erreichen auch viele Besucherinnen und Besucher, die Henke als „stille Zuhörer oder Zuschauer“ bezeichnet. Auf einem offenen Instagram-Profil sind keine Freundschaftsanfragen notwendig. „Wenn die Jugendlichen dort unsere Profile sehen, die sie ansprechen, dann können sie uns einfach folgen. So erhalten sie unsere Informationen jederzeit auf ihrem News-Feed angezeigt“, erläutert Henke.


Daran erkennt man die Streetworkerinnen und Streetworker des Projekts JMD digital.

Digital Streetwork schlägt Brücke zwischen analoger und digitaler Arbeit

Sind sie erst einmal in den digitalen Lebensräumen der Jugendlichen, fängt die Arbeit der Streetworkerinnen und Streetworker richtig an. Sie beantworten die Anfragen der Jugendlichen oder gehen punktuell auf deren Fragestellungen ein, wenn diese in ihren Posts oder in Gruppen JMD-relevante Themen formulieren. „Es geht darum, die Ratsuchenden dort zu erreichen, wo sie sich aufhalten. Es gibt Jugendliche, die aus diversen Gründen gar keine Präsenzberatung aufsuchen“, fasst die Leiterin des Projekts JMD digital, Julija Lleshi, die Aufgabe der Streetworkerinnen und Streetworker zusammen.

Konkret heißt das zum einen, dass die Streetworkerinnen und Streetworker Inhalte generieren. Sie beobachten die Inhalte, d.h. Texte, Bilder und Videos, die die Jugendlichen in den sozialen Netzwerken posten. So finden sie heraus, welche Themen von ihnen angesprochen werden und welche davon in die Zuständigkeiten der JMD fallen. Anhand dessen erstellen die Streetworkinnen und Streetworker Informationen als Text, Bilder oder Grafiken, die sie öffentlich zur Verfügung stellen. Beim Besuch auf den JMD-Streetworker-Profilen stoßen Jugendliche dann auf für sie relevante Informationen. „Es können Anliegen über Wohnungssuche, Aufenthaltsangelegenheiten oder Arbeitsplatzsuche sein“, so Henke.

Zum anderen machen sich die Streetworkerinnen und Streetworker schlau über fachspezifische Fragen, die Jugendliche in Chats, Gruppen oder Foren stellen. Der Verlauf der Rückmeldungen wird nach falsch- oder unbeantworteten Fragen geprüft. So greifen die Streetworkerinnen und Streetworker ein, beantworten die Fragen oder berichtigen die falschen Antworten. Oft wird auch auf die JMD-Standorte sowie JMD Online-Beratung verwiesen. Dabei fungiert Digital Streetwork als Brücke zwischen der analogen und digitalen Arbeit, indem gezielt auf Angebote der lokalen Jugendmigrationsdienste sowie andere Hilfsangebote hingewiesen wird.


Digital Streetwork verweist oft auf die Online-Beratung (jmd4you), die Beratung in verschiedenen Sprachen anbietet.

Digital Streetwork lohnt sich

Das Angebot Digital Streetwork beruht auf der Beobachtung, dass viele junge Menschen mit Migrationsgeschichte die JMD-Angebote noch nicht kennen. Einige schaffen aus zeitlichen oder finanziellen Gründen nicht den Weg zur Präsenzberatung. So versteht sich Digital Streetwork als Weiterentwicklung des Angebotskatalogs der JMD zum besseren Erreichen der Zielgruppe.

Das Konzept von Digital Streetwork lässt sich vom Prinzip der Sozialarbeit herleiten, dass aktiv auf den Straßen auf Zielgruppen zugegangen wird, die nicht mehr von herkömmlichen sozialen Hilfeeinrichtungen erreicht werden. Hier läuft das Ganze auf „digitalen Straßen“. Die JMD leisten hier Pionierarbeit, denn noch nicht viele Organisationen sind in diesem Bereich tätig.

Dieser Einsatz der JMD in den digitalen Räumen ist sehr wichtig. Die Lebensrealitäten junger Menschen verlagern sich zunehmend dorthin, und dies stellt die Jugendsozialarbeit vor neue Herausforderungen. „Jugendliche haben den Reflex entwickelt, bei Fragen zunächst auf die digitalen Communities zurückzugreifen. Es ist selbstverständlich, dass Jugendsozialarbeitende dann genau dort hingehen und zur Verfügung stehen“, betont Julija Lleshi.

Mehr über das Projekt JMD digital

Text und Bilder: Servicebüro Jugendmigrationsdienste