Bild mit vier weiblichen Jugendlichen

Online-Beratung der Jugendmigrationsdienste: Mehrwert für junge Menschen und Beratende

Mit der Online-Beratung jmd4you eröffnet sich Fachkräften der Jugendmigrationsdienste (JMD) ein neues Betätigungsfeld. Hier können sie ihre Expertise für junge Menschen einsetzen, die weit vom nächsten JMD entfernt wohnen oder noch im Ausland leben. Im Zuge der Corona-Pandemie wurde das Angebot ausgebaut: mit neuen Funktionen und einer umfassenden Qualifizierung und Begleitung der Beratenden.

Moskau, Antalya, Hamburg: Von wo kommen heute neue Anfragen bei jmd4you? Iaroslava Bdzhola vom JMD Calw ist immer aufs Neue gespannt, auf welche Menschen und Themen sie in der Online-Beratung trifft.

„Merhaba, ben Almanya´da okumak istiyorum. Ne yapmalıIyım?“ – „Hallo, ich möchte in Deutschland studieren. Was muss ich tun?“ Es ist eine typische Anfrage, die Feza Yilmaz heute über die Online-Beratungsplattform der Jugendmigrationsdienste erreicht. Seit rund zehn Jahren berät die Sozialpädagogin beim JMD in München junge Menschen, die neu in Deutschland sind. Vor kurzem hat sie ihr Tätigkeitsfeld erweitert: Einige Stunden pro Woche beantwortet sie jetzt auch online Fragen junger Menschen aus aller Welt. Manche leben bereits in Deutschland, andere noch nicht. „Mich erreichen viele Anfragen aus der Türkei“, erzählt Feza Yilmaz. „Einige Ratsuchende möchten hier studieren, andere auch hier arbeiten und leben.“ Die JMD Online-Beratung ist standortunabhängig und anonym – für Ratsuchende wie Beratende. „Wir wissen erstmal nicht genau, mit wem wir es zu tun haben oder wo die Person, die uns kontaktiert, sich befindet. Das ist spannend“, erklärt Iaroslava Bdzhola, die seit Herbst 2020 ebenfalls online berät. Sie arbeitet beim JMD Calw, doch durch die Online-Beratung hat sie ihren Radius deutlich vergrößert. Von den Möglichkeiten und neuen Erfahrungen, die das bietet, ist die Beraterin begeistert: „Es kann sein, dass ich mit jemandem chatte, der oder die gerade in Hamburg ist.“ Oder in Moskau, Antalya, Addis Abeba.

Mail, Chat oder Rückruf: Mehr Möglichkeiten für Ratsuchende und Beratende

Eine Online-Beratung bieten die Jugendmigrationsdienste schon seit einigen Jahren an. In der Corona-Zeit aber, in der die jungen Menschen die Beratungsstellen nicht mehr persönlich oder nur sehr eingeschränkt besuchen können, wird klar: Wir müssen das Angebot ausbauen. Im Rahmen des Projektes jmd4you erfolgt deshalb im Jahr 2020 ein Relaunch der Online-Beratungsplattform. Seitdem ist die Handhabung für Ratsuchende und Beratende einfacher geworden. Sie können zudem zwischen verschiedenen Kommunikationswegen wählen: Neben der verschlüsselten Mail-Beratung gibt es jetzt auch einen Chat und für Anrufende aus Deutschland eine Rückruffunktion. Die Zahl der Sprachen wurde erweitert und umfasst nun Deutsch, Russisch, Türkisch sowie Englisch, Arabisch und Albanisch. Demnächst können Ratsuchende sich außerdem über ein Forum untereinander und mit den Beratenden austauschen. Die Beratung ist anonym, kostenlos und erfolgt über eine sichere Verbindung, die die Daten der jungen Menschen schützt. Gefördert wird die JMD Online-Beratung vom europäischen Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Qualifizierung und enge Begleitung im Mentoringprogramm

Auch für erfahrene JMD-Beraterinnen und -Berater ist die Online-Beratung ein neues Feld. Bevor sie bei jmd4you durchstarten können, werden sie im Rahmen einer Fortbildung und eines Mentoringprogramms qualifiziert. Die Fortbildung dauert insgesamt vier Monate und ist eine Mischung aus Online-Unterricht in der Gruppe und selbstständigem Lernen zu Hause. Darauf folgt eine Mentoringphase, in der die künftigen Online-Beratenden pädagogisch-inhaltlich begleitet und technisch unterstützt werden. Ein wichtiger Baustein ist die monatliche Mentoring-Sprechstunde, bei der sich Kolleginnen und Kollegen aus dem ganzen Bundesgebiet über ihre Erfahrungen in der Online-Beratung austauschen. 
Für Iaroslava Bdzhola war das eine bereichernde Zeit. Die Fortbildung hat sie für die Besonderheiten der Online-Kommunikation sensibilisiert: „Wenn ich jetzt eine E-Mail beantworte oder im Chat schreibe, dann lese ich meine Nachricht vor dem Abschicken noch einmal durch und überlege mir: Versteht der Ratsuchende das wirklich genau so, wie ich es meine? Wir gehen davon aus, dass viele Ratsuchende den Google-Übersetzer benutzen. Sind die Sätze zu kompliziert, übersetzt der Wer-weiß-was.“ Einfache Sätze, kaum Kommas, so geht Online-Beratungssprache.

Flexible Zeiteinteilung


Ein paar Stunden pro Woche verlegt die Münchener JMD-Beraterin Feza Yilmaz ihre Arbeit ins Internet. Ihren Dienstplan bestimmt sie selbst.

In der Corona-Zeit haben Feza Yilmaz und Iaroslava Bdzhola viel von zu Hause aus gearbeitet. Die technischen Voraussetzungen sind einfach: ein Laptop, ein Headset und eine Internetverbindung. Sie können sich spontan, aber auch im Voraus für eine halbe, eine ganze oder auch mehrere Stunden als „anwesend“ in den Arbeitsplan der Online-Beratung eintragen. „Das ist sehr flexibel“, sagt Feza Yilmaz. „Wenn ich merke, wir brauchen länger, dann kann ich auch während der laufenden Chat-Beratung Zeit über das Online-Beratungsportal nachbuchen.“ Ein flexibles System für Beratende und Ratsuchende.

Eine Bereicherung für die Fachkräfte – und die jungen Menschen

Die Beraterinnen aus Calw und München sind froh, dass sie sich auf das neue Arbeitsfeld Online-Beratung eingelassen haben. „Ich bin immer auf alles gespannt und finde diese Arbeit toll“, so Iaroslava Bdzholas Resümee. Feza Yilmaz freut sich, dass sie Ratsuchende jetzt auch in ihrer Muttersprache beraten kann. Umso mehr, wenn am Ende eines Chats oder Mailkontakts eine solche Nachricht kommt: „Teşekkürler, çok yardımcı oldunuz” – „Danke, Sie haben mir sehr geholfen.“ Dann wissen die Online-Beraterinnen: Ihr Einsatz hat sich gelohnt. 

Zur Website der JMD Online-Beratung: www.jmd4you.de 


Für weitere Informationen melden Sie sich gerne im Servicebüro Jugendmigrationsdienste bei Frau Arevik Khachikyan, khachikyan@jugendmigrationsdienste.de, Tel. 0228 95968-15.

Text und Bilder: Servicebüro Jugendmigrationsdienste