Bild mit vier weiblichen Jugendlichen

Politik wachrütteln, Rückschlägen trotzen: Aktionsreicher September im JMD Potsdam

Im Juli wurden gravierende Kürzungen bei JMD und Respekt Coaches ab 2024 bekannt, doch Jugendmigrationsdienste wie der JMD Potsdam lassen sich nicht entmutigen. Gemeinsam demonstrierten die Mitarbeitenden, luden Politiker*innen zum Aktionstag ein und feierten die Vielfalt im Rahmen der Interkulturellen Wochen. Ein Bericht des JMD Potsdam

JMD Potsdam bei der Demonstration gegen Kürzungen im Kinder- und Jugendplan, der auch Grundlage der Jugendmigrationsdienste ist.

Mit Entsetzen und Unverständnis sahen wir uns als JMD und JMD Respekt Coaches im Juli mit den gravierenden Kürzungen konfrontiert, die der Entwurf des Bundeshaushalts 2024 für den Kinder- und Jugendplan vorsieht. Gerade in Zeiten der Krise ist mehr gesellschaftliches Engagement, Demokratiebildung und Extremismusprävention erforderlich, nicht weniger. Deutschlandweit gingen seither Menschen auf die Straße – so auch wir als Team des JMD Potsdam am 20. September, dem Weltkindertag, in Berlin.

Entscheider*innen wachrütteln: Aktionstag des JMD Potsdam

Wie viele andere versuchen auch wir, mit gezielten Aktionen die politischen Entscheider*innen wachzurütteln. Am 26. September luden wir zu einem Aktionstag an der Oberschule Theodor Fontane ein und präsentierten praxisnah, gemeinsam mit der Schulsozialarbeit, unsere Arbeit im JMD-Programm Respekt Coaches. Seit Beginn des Programms im Jahr 2018 arbeiten die JMD Respekt Coaches mit Kooperationsschulen in der Landeshauptstadt zusammen und führen Angebote gegen Rechtsextremismus, Rassismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit durch. Schüler*innen setzen sich in Gruppenangeboten mit unterschiedlichen Weltanschauungen und Lebensweisen auseinander und erlernen interkulturelle und interreligiöse Kompetenzen. An der Theodor-Fontane-Schule führten sie den Besucher*innen aus Landes- und Stadtpolitik das Instrument der Friedenstreppe vor, das junge Menschen befähigt, Konflikte untereinander selbstständig zu lösen. Diese und alle anderen Arbeiten mit den Jugendlichen basieren auf einem einfachen, aber unverzichtbaren Ansatz: „Versuche die Sichtweise des anderen zu verstehen“ – „Erkläre deine eigenen Gedanken“ – „Findet eine gemeinsame Lösung“.


Links im Bild: Schüler*innen führen das Instrument der Friedenstreppe vor.

Gemeinsam mit dem Besuch wurden Filmsequenzen anderer Gruppenangebote angesehen und diskutiert. Der sportpädagogische Workshop „Fair Boxen“ des USV Potsdam ergänzte das Programm. Unter den Besucher*innen des Aktionstags waren die Landtagsabgeordneten Isabelle Vandre (Die Linken) und Petra Budke (Bündnis 90/Die Grünen) sowie Ebtesam Almostafa Alfaraj, Regionalreferentin des RAA Brandenburg, der Bildungsangebote für Multiplikator*innen in den Arbeitsfeldern Zuwanderung, Schule und Jugendarbeit entwickelt. Weiterhin nahmen Potsdamer Akteur*innen teil, darunter Vertreter*innen des Stadtparlaments, des Stadtjugendrings und des Begegnungszentrums Oskar.

Begegnungsräume schaffen und gemeinsam feiern: Interkulturelle Woche

Interkulturelle Begegnungen pflegen und feiern – trotz Rückschlägen: In diesem Zeichen stand der darauf folgende Freitagnachmittag und -abend. Wie schon im vergangenen Jahr luden wir im Rahmen der Interkulturellen Woche, die bundesweit unter dem Motto #NeueRäume stattfand, in das Kunst- und Kreativzentrum Rechenzentrum Potsdam ein. Ab 16 Uhr erwartete die Besucher*innen ein buntes Programm mit Livemusik, einer Ausstellung, Textildruck, Henna-Bemalung und einem internationalen Buffet. Zugleich schuf die Bilderausstellung der jungen Künstlerin Doaa Bashir Al-Nashi einen ganz eigenen stillen Raum für die Fragen nach dem „Wer bin ich, wer kann und darf ich sein?“ An Infoständen zu unseren Projekten konnten die Gäste – vor allem Kooperationspartner*innen des JMD, zum Beispiel von der Jugendberufsagentur, Jugendtreffs, Begegnungszentren und Schulen – mit uns JMD-Mitarbeitenden ins Gespräch kommen.


Am Infostand des Jugendmigrationsdienstes (v.l.n.r.): Marie Kauer (JMD Mental Health Coaches), Susanne Christopoulos
(Regionalleiterin des IB Region Potsdam) sowie Koko N'Diabi Affo-Tenin und Stephan Schneider (beide JMD Respekt Coaches).

Die Atmosphäre war trotz der angespannten Lage um die ausgesetzte Finanzierung gelöst und die musikalischen Darbietungen „Soul“ aus dem Bandprojekt Sound United und das Singersongwriter-Duo „Cricle“ mit ihren wunderschönen Stimmen untermalten diesen Tag. Als letzter Act betrat der Reggae-Musiker Mellow Mark mit El Congo an der Trompete die Bühne und lud in der einsetzenden Dunkelheit zum Tanzen ein. Dies war ein schöner Abschluss einer gelungenen Veranstaltung: Wir hatten den Eindruck, dass an diesem Abend Räume geschaffen wurden, um sich neu zu begegnen, kennenzulernen, zu verstehen und zu vernetzen – allen negativen Entwicklungen zum Trotz.


Mit Musik und Tanz in den Abend: Mellow Mark und El Congo

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Text/Bilder: JMD Potsdam