Bild mit vier weiblichen Jugendlichen

Studie über Beratungsangebote: JMD haben lebensweltliche Perspektive von Geflüchteten im Blick

Junge Geflüchtete brauchen eine berufliche Perspektive für ihr Leben in Deutschland. Auf ihrem Weg dorthin unterstützen sie vielfältige Beratungsangebote. Ein Forschungsprojekt untersuchte, welche Herausforderungen sich den Beratenden in den unterschiedlichen Institutionen stellen, und befragte dazu Jugendmigrationsdienste in München und dem Ennepe-Ruhr-Kreis.

Auf junge Geflüchtete wie sie etwa im Sommer der Migration 2015 nach Deutschland kamen, warten viele Herausforderungen: Deutsch lernen, in einem völlig fremden Land ankommen und beruflich in Deutschland Fuß zu fassen. Integrationsprogramme unterstützen sie bei ihrer Berufsorientierung bundesweit, die Beratungen der Jugendlichen zwischen 16 und 27 aber finden in den Kommunen statt. Im Vergleich von München, dem Ennepe-Ruhr-Kreis und Rostock begab sich ein Forschungsverbund um das Bundesinstitut für Berufsbildung in Interviews mit rund vierzig Beraterinnen und -beratern auf die Spur der unterschiedlichen Beratungsangebote. Wie unterstützen sie junge Geflüchtete bei der Berufswahl? Im Fokus standen Jobcenter, IHK und Jugendmigrationsdienste.

Jugendmigrationsdienste als „Personal Coaches“

Gemeinsam ist den Beratenden das Ziel, die jungen Menschen zu einer für sie wirklich umsetzbaren Berufsperspektive zu begleiten. Doch je nach Organisation unterscheiden sich die Beratungsziele: Das Jobcenter will die Jugendlichen fit machen für ein Leben ohne staatliche Unterstützung mit dem Zielpunkt Lehrstelle. Die Berater sind in der Rolle von „Instructoren“ tätig. Den Kammern wiederum geht es darum, sie als künftige Fachkräfte für Betriebe zu gewinnen. Sie gehen auf diese als „Recruiter“ zu. Jugendmigrationsdienste schließlich haben neben der Berufs- auch die Lebenswelt der Geflüchteten im Blick und verstehen sich eher als „Personal Coaches“.
In welcher Rolle die Beratenden auf die Jugendlichen zukommen, macht einen großen Unterschied. Unter anderem in diesen Beraterrollen unterscheiden sich auch die drei so genannten „Gestaltungstypen von Beratung“, die das Forschungsteam im Vergleich der Institutionen herauskristallisierte.

Passende Angebote für ein Leben im Zeitraffer

Auch wenn die Anbieter ihre Angebote laufend an die Bedürfnisse der Geflüchteten anpassen – die Berufsorientierung als vordringliches Thema passt oft nicht in deren aktuelle Lebenswirklichkeit. Denn diese führen ein Leben im Zeitraffer: „Einige Beraterinnen nehmen Geflüchtete als Getriebene wahr – durch finanzielle Erwartungen der Herkunftsfamilie oder Erwartungen an Sozialprestige oder den deutschen Arbeitsmarkt“, sagt Prof. Dr. Nicole Pötter von der Hochschule München. Trotz Motivation sei es für sie oft nicht leicht, sich auf langfristige Berufsperspektiven einzulassen.

Über das Forschungsprojekt

Die Untersuchung wurde vom Bundesinstitut für Berufliche Bildung (BIBB) in Kooperation mit der Hochschule München und der Universität Rostock erarbeitet. Der Fokus der explorativen Studie lag auf der berufsorientierenden Beratung und Unterstützung bleibeberechtigter junger Geflüchteter. Die empirische Forschung wurde mit einem qualitativen Untersuchungsdesign an drei disparaten Standorten im Bundesgebiet – München, Ennepe-Ruhr-Kreis in NRW und Rostock – schwerpunktmäßig in Einrichtungen der Arbeitsverwaltung, der Jugendmigrationsdienste und der Kammern durchgeführt.

Zum Abschlussbericht des Forschungsprojekts


Text: Servicebüro Jugendmigrationsdienste/Hochschule München/IDW/BIBB
Bild: Servicebüro Jugendmigrationsdienste