Bild mit vier weiblichen Jugendlichen

Der Jugendmigrationsdienst Hagen

 

Der Jugendmigrationsdienst Hagen 

Der Jugendmigrationsdienst Hagen in Trägerschaft der AWO ist seit dem Jahr 2007 Anlaufstelle für junge Menschen mit Migrationshintergrund. Begleitet werden vorwiegend zwei Gruppen junger Menschen. Zum einen sind es die Enkel und Familiennachzügler der Stahlwerkarbeiter, die in den 1950er Jahren aus dem Ausland nach Hagen und in das Ruhrgebiet kamen. Die Familien stammen überwiegend aus der Türkei, Italien, Griechenland und aus dem arabischen Raum. Zum anderen sind es neu zugewanderte junge Menschen aus Polen und Bulgarien, die die Angebote des JMD Hagen nutzen. 

Die in Hagen geborenen oder bereits dort länger lebenden jungen Menschen haben fast immer einen gesicherten Aufenthaltsstatus und sehen ihre Zukunft in Deutschland. Ihre Motivation, möglichst viel aus der eigenen Lebenssituation zu machen, ist jedoch nicht selten einer Ernüchterung gewichen. Häufig gibt es Schwierigkeiten, eine Ausbildung zu finden oder den angestrebten Schulabschluss zu erreichen. So wird die individuelle Begleitung durch den JMD, insbesondere beim Übergang von der Schule in den Beruf, gern und dankbar angenommen. Neuzugewanderte Jugendliche, die mit ihren Verwandten nach Hagen kamen, sind häufig weniger motiviert, weil sie ihre Heimat und ihren Freundeskreis unfreiwillig hinter sich lassen mussten. Hier hilft der JMD, sich erst einmal in der neuen Umgebung zurechtzufinden, Sprach- und Integrationskurse zu finden und den gesellschaftlichen Anschluss zu gestalten. Auch bietet der JMD diesen jungen Menschen vor allem Orientierung bezüglich des Schul- und Bildungssystems. 

 

Ziele und Methoden

Neben dem Case Management und der intensiven persönlichen Begleitung bietet der JMD Hagen drei Kursreihen an, die stets gut besucht sind. Bei „Integration in Hagen“ stehen die Orientierung in der Stadt und das Festigen von Sprachkompetenz im Mittelpunkt. Mit diesem Kurs möchten die Mitarbeitenden des Jugendmigrationsdienstes vor allem Neuzugewanderte ansprechen. Auf dieses Angebot wird in den regionalen Integrationskursen und speziellen Schulkassen für junge Migrantinnen und Migranten aufmerksam gemacht. Der zweite Kurs richtet sich an junge Zugewanderte, die es nicht geschafft haben, auf dem ersten Bildungsweg einen Schulabschluss zu machen. Ob Kompetenzfeststellung oder Bewerbungstraining, der Kurs bietet jegliche Unterstützung für den Übergang von der Schule in Ausbildung/ Beruf und wird vom Jugendmigrationsdienst am Weiterbildungskolleg der Stadt Hagen durchgeführt. Im Rahmen diverser Maßnahmen der Jugendberufshilfe findet die dritte Kursreihe satt: Jugendliche in diesem Angebot werden in ihren Schlüsselkompetenzen gestärkt und sollen motiviert werden, eine persönliche Tagesstruktur und realistische Lebensentwürfe zu entwickeln. 

Ein besonderes Augenmerk legt der JMD Hagen auf eine funktionierende Verständigung mit den jungen Ratsuchenden. Alle drei Mitarbeiterinnen sind interkulturell geschult und haben selbst Erfahrungen mit Migration. So ist ihre Expertise in diesem Bereich auch bei anderen Institutionen sehr gefragt, etwa bei der Jugendberufshilfe: Dort organisierte der JMD bereits Seminare zur Interkulturellen Öffnung für Mitarbeitende sowie Gruppenangebote für Jugendliche. Für sie wurden Anti-Diskriminierungs- und Deeskalations-Trainings sowie Projekttage zum Thema Vorurteile, Diskriminierung und Rassismus angeboten.

 

Fallbeispiel

Christian kam vor fünf Jahren im Rahmen des Familiennachzugs aus Polen nach Deutschland. Der damals 19-jährige zog zu seiner Mutter – mit großen Wünschen für die Zukunft im Gepäck. Mit dem polnischen Abitur und einem Gesellenbrief als Fliesenleger in der Tasche wollte er gerne studieren, um einmal Lehrer zu werden. Doch zunächst galt es, Deutsch zu lernen und sich um die Anerkennung seiner Abschlüsse zu kümmern. Im Integrationskurs wurde Christian früh über den Jugendmigrationsdienst und seine Angebote informiert. 
Der JMD vermittelte Christian einen Platz an einem Weiterbildungskolleg. Für seinen Unterhalt arbeitet er in der Gastronomie: „Wo kann ich besser meine Sprachkenntnisse vertiefen, als im Austausch mit Gästen und Kunden?“, sagt er. Im Sommer steht für Christian die Realschulprüfung an, die nächste Etappe zum Studium des Lehramts ist das Fachabitur. Der JMD bestärkt ihn in seinem beruflichen Wunsch und unterstützt Christian trotz schwieriger Situationen, die Schule nicht abzubrechen. 
Er selbst sagt: „Bei der steigenden Zahl an Jugendlichen mit Migrationshintergrund in den deutschen Schulen werden Lehrer mit Zuwanderungsgeschichte immer gefragter. Ich würde mich freuen, später andere junge Menschen mit Migrationshintergrund unterrichten zu können und ihnen mit meinen Erfahrungen zu helfen“.


 

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