20 Jahre Jugendmigrationsdienste: Große Konferenz zum Jubiläum
Was für eine besondere Stimmung, die sich da im Festsaal am 12. November 2025 in martas Gästehaus in Berlin breitmachte, als sie endlich losging: die große Konferenz zu 20 Jahren Jugendmigrationsdienste. Mehr als 300 Fachkräfte waren aus ganz Deutschland angereist, weitere 100 nahmen online teil. Gebannt folgten alle einem Zusammenschnitt von Video-Statements aus der JMD-Community, in dem Fachkräfte und Jugendliche in Worte fassten, warum die JMD für junge Menschen so wichtig sind. #JMDwirkt war die Botschaft, die alle auf das gemeinsame Tagen und Feiern einstimmte.
Staatssekretärin würdigt Arbeit der Jugendmigrationsdienste
Nach diesem Auftakt begrüßte Moderatorin Katharina Linnepe Dr. Petra Bahr, Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ), auf der Bühne. „Ich weiß, dass sich Menschen, die sich beruflich und ehrenamtlich für andere einsetzen, oft nicht die Zeit zum Feiern nehmen“, sagte Bahr in ihrem Grußwort und gratulierte den Jugendmigrationsdiensten zum Jubiläum. Sie glaube, dass es genau richtig sei, dass diese Konferenz Raum dafür gebe, denn: „Sie haben allen Grund zum Feiern!“ Der schönste Glückwunsch, so Bahr, komme von einer jungen Geflüchteten, die einmal sagte: „Bei den Jugendmigrationsdiensten habe ich zum ersten Mal das Gefühl gehabt, nicht nur Flüchtling zu sein, sondern ein Mensch.“ Besser könne man es nicht auf den Punkt bringen.
20 Jahre Arbeit mit und für junge Menschen mit Einwanderungsgeschichte, das sei oft eine Herausforderung – aber auch mit wunderbaren Begegnungsgeschichten verbunden, so Bahr. „Geschichten von jungen Leuten, die mit Angst und Hoffnung aufbrechen und dank der Unterstützung des JMD auch ankommen.“ Dass Erfolgsgeschichten keine Selbstläufer seien, wisse sie sehr genau, betonte die Staatssekretärin. Zum Schluss ihres Grußwortes wünschte sie den Teilnehmenden Kraft, Klarheit und viel Erfolg.

Staatssekretärin Dr. Petra Bahr (BMBFSFJ) würdigte die JMD-Arbeit in ihrem Grußwort.
20 Jahre und unzählige Lebensgeschichten
JMD-Bundestutorin Dr. Talibe Süzen begrüßte die Konferenzteilnehmenden im Namen der JMD-Trägerorganisationen und betonte: „Orte wie die Jugendmigrationsdienste sind heute wichtiger denn je. Wir arbeiten aus tiefster Überzeugung für die Werte unserer Demokratie, und unser klares Ziel lautet seit 20 Jahren: gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen.“ Jungen Menschen eine echte Perspektive zu geben, sei heute mehr denn je eine wichtige und richtige Aufgabe. Unzählige Lebensgeschichten hätten die Fachkräfte geprägt. „Schauen wir heute mit Dankbarkeit und Demut zurück“, so Talibe Süzen.

„Was Sie täglich machen, ist Demokratiearbeit“, bekräftigte Dr. Cihan Sinanoğlu vom Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) in seiner Keynote.
Gesellschaftlicher Zusammenhalt wird bei den JMD konkret
Keynote-Speaker Dr. Cihan Sinanoğlu, Leiter des Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors (NaDiRa) am DeZIM-Institut, bezeichnete die JMD als unverzichtbar, da sie Räume für Orientierung und Teilhabe, soziale Integration und Empowerment schaffen. Die Bedeutung dieser Arbeit zeige sich mit Blick auf die NaDiRa-Daten. Demnach berichten junge Erwachsene mit Migrationsgeschichte überdurchschnittlich häufig von Diskriminierung, besonders im Bereich Bildung und Arbeit. „Diskriminierung kann in Beziehungen abgebaut werden“, so der Sozialwissenschaftler. „Für mich sind die Jugendmigrationsdienste eine Schnittstelle, gesellschaftlicher Zusammenhalt wird hier konkret“, resümierte er und wandte sich direkt an die Fachkräfte: „Was Sie täglich machen, ist Demokratiearbeit.“
Nach der Keynote bearbeiteten die JMD-Fachkräfte zentrale Zukunftsfragen in Workshops vor Ort und online. Dazu gehörten der gesellschaftliche Zusammenhalt und die Rolle der JMD, die Arbeit mit der Zielgruppe der JMD sowie die Digitalisierung in der JMD-Arbeit. Flankiert wurde die Konferenz von der mobilen JMD-Ausstellung YOUNIWORTH, die an sieben interaktiven Stationen das Zusammenleben in unserer pluralistischen Gesellschaft unter die Lupe nimmt. Eigens geschulte Jugendliche aus dem JMD-Umfeld führten als ehrenamtliche Peer Guides durch die Ausstellung, in der Besucher*innen zum Beispiel Wörter mit Migrationshintergrund entdecken oder eigene Vorurteile entlarven können.

Was ist unsere Rolle als JMD? Wie können wir junge Menschen stärken? Digital beraten – aber wie? Fragen wie diese behandelten die Fachkräfte in Workshops.
An Tag zwei der Konferenz begegneten sich die Teilnehmenden der Workshops vom Vortag in neuen Konstellationen, um Erkenntnisse auszutauschen. Diese wurden später im Plenum vorgestellt. Sprecher*innen sprachen sich unter anderem für mehr Lobbyarbeit und eine sichere Finanzierung aus, die sowohl für die jungen Ratsuchenden und die Gesellschaft als Ganzes wichtig sei als auch für die Fachkräfte. Weitere Stimmen forderten, Migration müsse als gesellschaftliche Normalität anerkannt werden. „Wir müssen eine Haltung definieren und nach außen tragen“, so ein Vortragender.
Die Zukunft braucht die Jugendmigrationsdienste mehr denn je
An der anschließenden Fishbowl-Diskussion beteiligten sich JMD-Bundestutorin Mieke Bethke, JMD-Bundestutor Uwe Grallath sowie Eva Reichertz vom Referat für Chancengerechtigkeit, Integration und Jugendsozialarbeit des BMBFSFJ. Im Wechsel nahmen auch Personen aus dem Publikum auf dem Podium Platz und steuerten Kommentare und Fragen bei. Themen waren unter anderem Diskriminierung durch Behörden und mangelhafte gesetzliche Rahmenbedingungen sowie die Digitalisierung in den JMD. Hierzu unterstrich Uwe Grallath: „Die Zielgruppe ist der Treiber. Wir wollen unser Angebot noch besser machen und noch mehr Jugendlichen zur Verfügung stellen.“ Eva Reichertz äußerte ihre Wertschätzung für die Arbeit der Jugendmigrationsdienste und betonte: „Wir sehen, was Sie leisten.“ Angesichts wachsender Herausforderungen wünschte sie allen Akteurinnen und Akteuren der JMD vor allem eins: „Zuversicht!“.

Austauschen, tagen, zelebrieren: Für all das bot die JMD-Konferenz den Rahmen.
Dass die Motivation auch in schwierigen Zeiten hoch ist, brachte eine Teilnehmerin der Konferenz in ihrem Wortbeitrag zum Ausdruck: „Ich liebe diese Arbeit auch nach 20 Jahren immer noch. Die jungen Menschen, die zu uns kommen, haben ein riesiges Potential.“ Tosender Applaus. Was für ein Schlusswort für diese Konferenz zu 20 Jahren Jugendmigrationsdienste, bei der allen Beteiligten deutlich wurde: Ja, Zukunft können wir! Und die Zukunft, das haben diese zwei Tage gezeigt, braucht die Jugendmigrationsdienste mehr denn je.
Zur Social-Media-Kampagne #20JahreJMD
Jubiläumsfilm „20 Jahre JMD“
Text und Bilder: Servicebüro Jugendmigrationsdienste
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