Bild mit vier weiblichen Jugendlichen

„Darf ich als Iraker ihr Nachbar sein?“

Kandidaten-Talk, Bundespräsident und Migrantenwahlen: Geflüchtete üben Demokratie

 

Im Rahmen des Demokratieprojekts Neuland.Wahl trafen Geflüchtete aus der Ortenau Kandidaten zur Bundestagswahl. In einer zweistündigen Debatte, organisiert vom Jugendmigrationsdienst Lahr, diskutierten sie über Asyl, Waffenexporte und Beteiligung. Sie waren bestens vorbereitet und überraschten unter anderem AfD-Kandidat Seitz mit einer besonderen Frage.

Kandidaten-Talk, Bundespräsident und Migrantenwahlen: Geflüchtete üben Demokratie

„Darf ich als Iraker ihr Nachbar sein?“ Ob der AfD-Kandidat des Wahlkreises Lahr-Emmendingen diese Frage erwartet hatte? Seine Antwort blieb im Vagen: „Im Prinzip ginge das schon. Die Boateng-Aussage meines Kollegen Gauland wurde damals völlig falsch wiedergegeben.“ Die übrigen anwesenden Kandidaten Fechner (SPD), Kauz (Linke), Rasp (Grüne) und Weiß (CDU) wollten sich damit nicht zufriedengeben. Immer wieder kam es zu spannenden Auseinandersetzungen, sowohl unter den Kandidaten als auch mit den anwesenden Geflüchteten und Jugendgemeinderäten.

 

Geflüchtete treffen Politiker (Foto A.Cimermane/Aristos)

 

Geflüchtete rappen zu Demokratie und treffen Steinmeier

Der Kandidaten-Talk ist Teil des halbjährigen Projekts Neuland.Wahl, das in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal in Lahr durchgeführt wird. Es zielt auf die Teilhabe von Geflüchteten im Kontext der Bundestagswahlen. Projektleiter Felix Neumann (33) des Diakonischen Werkes unterstreicht: „Integration heißt nicht nur Sprachkurs und Aufenthaltstitel sondern auch echte gesellschaftliche Teilhabe. Das Projekt gibt Geflüchteten eine Stimme und vermittelt praktisch die Werte unseres Grundgesetzes.“

Neben politischen Exkursionen nach Freiburg und Berlin stand auch ein Besuch im Stuttgarter Landtag auf dem Programm. Bundespräsident Steinmeier hatte die Gruppe zu seinem Antrittsbesuch in den Landtag eingeladen. Aufmerksam wurde er unter anderem auf ihre Raptexte zu Wahlprogrammen der Parteien, die sie gemeinsam mit Zweierpasch geschrieben hatten. Ein neue aber motivierende Auseinandersetzung mit politischen Themen, schildert Teilnehmerin Alaa M. aus Syrien: „Wir haben über Mindestlohn, die AfD, die Obergrenze und Waffenexporte geschrieben. Das war total interessant.“
 

Migrantenwahlen und Jugendlandtag

Die bunt gemischte Gruppe mit Teilnehmern aus Gambia, dem Irak, dem Iran, Syrien, Afghanistan und Eritrea, zum Teil mit Flüchtlingsanerkennung, zum Teil in Gestattung oder Duldung, bereitet sich damit Schritt für Schritt auf ihre Teilnahme an den Bundestagswahlen vor. Dazu organisieren sie im Jugendmigrationsdienst Lahr am 12. September eine U18/Migrantenwahl an (Info), die auch anderen Interessierten offensteht. Durch die Förderung im Programm „Was uns bewegt“ das Landesjugendrings Baden-Württemberg haben sie im November die Möglichkeit, auch im Jugendlandtag in Stuttgart ihre Themen einzubringen.

 


Bildergalerie: Geflüchtete im Kandidaten-Talk
Kontakt: Jugendmigrationsdienst Lahr (JMD), Felix Neumann, felix.neumann@diakonie.ekiba.de
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